Wunderkräuter

Krankheit geht wie das Leben selbst mit einer Vielzahl Paradoxa einher. Zum Beispiel: Wir beklagen uns, wenn unser Körper nicht tut, was er soll, aber ignorieren fortlaufend dessen Bedürfnisse. Seid aber unbesorgt. Meine Intention ist es nicht, den Moralapostel raushängen zu lassen. Stattdessen möchte ich euch mit einem ganz besonderen Paradoxon vertraut machen.

Raus damit!

Im Frühling, wenn alles zu blühen beginnt, herrscht außerhalb der Haustüren emsiges Gewusel. Erde wird umgegraben und durchgesiebt, es wird gesät, bestellt und umgetopft, bis es draußen aussieht wie im Gartenkatalog. Doch manchmal ist es wie verhext. Es wächst nicht nur das, was man zum Wachsen bestimmte, sondern noch allerhand anderes Grünzeug, auch ungerechterweise Unkraut genannt. Jedes Jahr dasselbe Spiel, derselbe Krieg, bedenkt man den schlachtfeldähnlichen Anblick, wenn Brennnessel und Co aus der Erde gerissen werden. Schließlich kennt man es nicht anders, nicht wahr? Unkraut muss weg!
Doch ich verrate euch was: Vielleicht gibt es einen Grund, warum dieses Grünzeug bei euch wächst. Spoiler: Vitamine wachsen nicht nur in der Apotheke. Seid beim Pflücken von Wildpflanzen aber bitte vorsichtig und haltet vor dem Verzehr unbedingt Rücksprache mit eurem Arzt bzw. versichert euch bei einem Kenner, dass ihr bloß keine Giftpflanzen eingesammelt habt.

Gebt ihnen eine Chance!

Brennnesseln

Bleiben wir doch gleich bei der Brennnessel. Diese Pflanzen sind wahre Heilwunder.

Merkmale

Das prägnanteste Merkmal der Brennnessel sind ihre abgesägten, eiförmigen Blätter. Diese sind mit Brennhaaren überzogen und können bei Hautkontakt Reizungen verursachen.

Was ist drin?

  • Vitamin C (stärkt das Immunsystem, die Mitochondrien und die Bänder!)
  • Vitamin A, B, K
  • Eisen
  • Folsäure
  • Kieselsäure (gut für Haut, Nägel und Haare)
  • Linolsäure
  • Phosphor
  • Steroide
  • Kalium (blutdruckregulierend)
  • Kalzium
  • Magnesium
  • Silizium
  • haufenweise Antioxidantien
Erntezeit: März bis Juli (Foto: wirbelwirrwarr)

Zubereitung

Salate und Smoothies (besonders lecker mit Banane) schmecken herrlich mit jungen Brennnesselblättern. Keine Angst, die kleinen Brennhärchen werden durch gründliches Pürieren unschädlich gemacht.

Brennnesseltees oder -saft versorgen den Körper mit vielen wichtigen Mineralstoffen. Insbesondere Magnesium, Kalium, Silizium und Vitamin C sind eine hervorragende Kombination zur Kräftigung des Bindegewebes, der Haut und der Nägel. Aber Vorsicht: Brennnesseln wirken stark entwässernd! Es ist also ratsam, den damit einhergehenden Flüssigkeitsverlust mit zusätzlichem Wasserkonsum zu kompensieren.

Lieber nicht bei

  • Herzschwäche
  • Nierenschwäche
  • Arthritis

Giersch

Giersch wächst mit Vorliebe unter schick getrimmten Hecken. Gut so, finde ich, denn diese Pflanze hat einiges anzubieten.

Merkmale

Giersch wird oftmals mit dem giftigen Bärenklau verwechselt oder mit der Bibernelle. Ein Merkspruch hilft: „Drei, drei, drei – bist beim Giersch dabei!“ Das bedeutet: Der Giersch besitzt einen dreikantigen Blattstiel, ein dreigeteiltes Blatt und ebenso dreigeteilte Einzelblätter.

Was ist drin?

  • Vitamin A
  • Kalzium
  • Kalium
  • Magnesium
  • Kupfer
  • Eisen
  • Vitamin C – mehr als in einer Zitrone!
Erntezeit: März bis Oktober (Foto: wirbelwirrwarr)

Zubereitung

Ich persönlich gebe Giersch sehr gern zu gekochtem Spinat, kurz bevor ich ihn von der Kochstelle nehme. Oder ich esse ihn einfach roh. Er schmeckt ein bisschen wie Petersilie.


Vogelmiere

Wie ein wuscheliger Teppich breitet sich Vogelmiere liebend gern an sonnigen bis schattigen Orten aus – aber auch in Blumentöpfen. Und mal ehrlich: Sie schmeckt wirklich unfassbar gut.

Erntezeit: März bis Oktober (Foto: wirbelwirrwarr)

Merkmale

Kleine weiße Blüten, die von Weitem wie helle Pünktchen leuchten, sind das auffälligste Erkennungsmerkmal der Vogelmiere. Nicht von außen zu erkennen ist hingegen der kleine gummiartige Faden im Inneren der Stängel. Zieht diese langsam auseinander und staunt, wie dehnbar sie sind.

Was ist drin?

  • Vitamin A, B, C
  • Eisen
  • Phosphor
  • Magnesium
  • Kupfer
  • Kalium
  • Kieselsäure

Zubereitung

Frische Vogelmiere lässt sich auch wunderbar zu einem Tee zubereiten, beispielsweise bei Gichtbeschwerden, Rheuma, Husten, Halsweh oder Erkältung. Vogelmiere lässt sich aber auch einfach nur so genießen,
besonders auf Brot mit Frischkäse, aber ebenso in Obst-Smoothies. Meine Vorliebe: Einfach in ein Feld Vogelmiere greifen, die Ausbeute abwaschen und roh vertilgen.


Gundermann

Damals geehrt als Soldatenpetersilie, heute eher unbeliebt: Gundermann.

Merkmale

Die Blätter des Frühblühers sind herz- oder nierenförmig. Markanter stechen jedoch die kleinen violetten Blüten hervor.

Erntezeit: April bis August (Foto: Hans – Pixabay.com)

Was ist drin?

  • viel Vitamin C
  • Kieselsäure
  • Kalium
  • Gerbstoffe (antibakteriell, entzündungshemmend)
  • Bitterstoffe (verdauungsanregend)
  • ätherische Öle und Saponine (schleimlösend)

Zubereitung

Gundermann-Tee gegen Erkältung, Verschleimung sowie Blasen- und Nierenprobleme ist simpel zuzubereiten: Zwei Esslöffel des Krautes werden mit 500 ml kochendem Wasser übergossen und für fünf bis zehn Minuten stehen gelassen.

Als „Herr des Eiters“ glänzt Gundermann ebenso als Badezusatz bei schlecht heilenden Wunden. Dafür wird eine Handvoll des Krautes in einen Liter kochendes Wasser gegeben. Merke: Es hilft ebenso bei Cellulites!


Thymian

Dicht über dem getrimmten Rasen wächst etwas, was wir als Gewürz und Heilkraut sehr zu schätzen gelernt haben, aber oftmals übersehen. Würde nicht regelmäßig der Rasenmäher darüber rollen, bekäme dieses Kraut eine Wuchshöhe von 30-35 Zentimeter.

Merkmale

Thymian besitzt kleine ovalförmige Blätter und zeichnet sich dadurch aus, dass diese Pflanze nach unten hin verholzt. Die violetten Blüten stehen in köpfchenförmigen Blütenständen.

Erntezeit: Juni bis September (Foto: wirbelwirrwarr)

Was ist drin?

  • Thymianöl
  • Gerbstoffe
  • Bitterstoffe
  • Cumarine
  • Flavonoide (Antioxidantien)

Zubereitung

Ein Teelöffel Thymiankraut auf 150 ml heißes, nicht kochendes Wasser ergibt ein wirksames Mittel bei Erkältungssymptomen. Dazu schmeckt Honig sehr gut.
Im Grunde ist Thymian ein natürliches Antibiotikum, das insbesondere bei Erkrankungen der oberen Atemwege zum Einsatz kommt. Effektiv ist es aber auch bei Verdauungsproblemen.

Als Gewürz passt Thymian super zu Eintöpfen, Fisch, Fleisch, Sommergemüse und Kartoffeln.

Lieber nicht bei

  • Leberschäden
  • Problemen der Schilddrüse
  • Allergien gegen Sellerie, Birkenpollen und Lippenblütlern

Beinwell

Beinwell ist, wie der Name schon verrät, gut für die (Ge)Beine und besonders für die Bänder! Jedoch empfehle ich zu Vorsicht! Beinwell darf nur äußerlich angewendet werden, da alle Pflanzenteile große Giftmengen beinhalten.

Merkmale

Kleine, zarte, spitz zulaufende Blättchen verstecken die nach unten hängenden violetten Blüten.

Erntezeit: April bis Mai (Foto: punch_ra – pixabay.com)

Was ist drin?

  • Gerbstoffe
  • Allantoin (fördert Wundheilung, die innerliche Anwendung ist gefährlich!)
  • Schleim
  • Asparagin
  • Alkaloide
  • Flavonoide
  • Harz
  • Kieselsäure
  • Stigmasterol

Löwenzahn

Als Kinder nannten wir sie Butterblume, die Löwenzahn-Pflanze mit ihren langen Wurzeln, die sich so schön in Blumenbeete gräbt.

Merkmale

Mit ihrer langen Pfahlwurzel ist die gelbe Löwenzahn-Pflanze nur schwer aus dem Boden zu bekommen. Abgesehen davon erkennt man sie jedoch auch am Milchsaft, der im Stängel und in den Adern der gewellten/gezackten Blätter vorkommt.

Was ist drin?

  • viel Betacarotin (Vitamin A)
  • viel Vitamin C
  • viel Vitamin E
  • viel Calcium
  • viel Magnesium
  • viel Eisen und
  • Proteine
  • viele Antioxidantien

Lieber nicht bei

  • Verschluss der Gallenwege
  • Darmverschluss
  • Gallenblasenentzündung
  • Überempfindlichkeit gegen Löwenzahn
  • bei Gallensteinleiden Rücksprache mit einem Arzt halten

Spitzwegerich

Am Wegesrand oder auf Wiesen wächst oft viel davon, doch oft wissen Leute gar nichts damit anzufangen. Schade eigentlich, denn Spitzwegerich ist längst eine anerkannte Wunderwaffe gegen Erkältungen, kleine Verletzungen und Insektenstiche.

Merkmale

Viele spitze, längliche Blätter entspringen der Wurzel des Wegerich-Gewächses und bilden, von oben betrachtet, eine hübsch anzusehende Rosette. Die Blätter sind von fünf bis sieben parallel zueinander verlaufenden Blattrippen durchzogen. Am Ende eines geraden kantigen Stängels trägt die Pflanze eine Ähre, die essbar ist.

Erntezeit: Mai bis September (Foto: wirbelwirrwarr)

Was ist drin?

  • Vitamin C
  • B-Vitamine
  • Mineralstoffe wie Kieselsäure, Zink und Kalium
  • Schleimstoffe
  • Bitterstoffe (Iridoide)
  • Gerbstoffe
  • Aucubin! (wirkt antibiotisch)

Lieber nicht bei

Dazu ist mir nichts bekannt.


Disclaimer

Beim Sammeln von Pflanzen ist Vorsicht geboten! Wenn ihr euch nicht zu einhundert Prozent sicher seid, welche Pflanze ihr vor euch habt, lasst sie stehen und verwendet sie nicht!

Und wie gehabt: Alle hier zusammengetragenen Informationen stellen keinen Arztersatz dar. Ich kann auch nicht garantieren, dass diese Informationen richtig oder vollständig sind. Sprecht immer erst mit eurem Arzt oder Heilpraktiker, bevor ihr beginnt, Pflanzen zu verarbeiten und/oder zu konsumieren.


Mehr und ausführlichere Infos in Kürze.

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