Diagnose
ME/CFS lässt sich anhand eines definierten Symptomkomplexes charakterisieren und mit Hilfe einer ausführlichen Anamnese diagnostizieren. ME/CFS kann auch zusammen mit anderen Diagnosen bestehen, eine gründliche Differenzialdiagnostik ist jedoch in jedem Fall erforderlich, um gut behandelbare Ursachen zu erkennen und zusätzliche Belastungsfaktoren zu identifizieren.
Hier findet ihr eine Übersicht zu den Diagnosekriterien und Möglichkeiten zur Schweregradbeurteilung bei ME/CFS.
Die Kanadischen Konsenskriterien
Die Kanadischen Konsenskriterien sind ein diagnostisches Instrument für ME/CFS. Für eine Diagnose müssen die Symptome bei Erwachsenen mindestens sechs Monate und bei Kindern mindestens drei Monate bestehen. Andere Erkrankungen, die ähnliche Beschwerden verursachen könnten, müssen zudem ausgeschlossen werden.
Der Kriterienkatalog umfasst die folgenden Symptomgruppen:
- Fatigue
- Belastungsintoleranz (PEM)
- Schlafstörungen
- Schmerzen
- Neurologische und kognitive Symptome
- Autonome Symptome
- Neuroendokrine und immunologische Symptome
Hier finden geht’s zum Symptom-Fragebogen, der an der Charité in deutscher Sprache genutzt wird.
Die Internationalen Konsenskriterien (ICC)
Die Internationalen Konsenskriterien (ICC) basieren auf den Kanadischen Konsenskriterien. Neben der Belastungsintoleranz (PENE) umfassen sie neurologische, immunologische/gastrointestinale/urogenitale Symptome sowie Störungen der Energieproduktion und -verteilung.
Hier geht’s zum Fachartikel.
SEID
Die „National Academy of Medicine“ (NAM) veröffentlichte 2015 eigene Diagnosekriterien für ME/CFS unter dem Kürzel SEID. Für die Diagnose müssen die Symptome bei Erwachsenen mindestens sechs Monate und bei Kindern drei Monate bestehen. Die Kriterien umfassen Fatigue, Belastungsintoleranz (PEM), Schlafstörungen, kognitive Beeinträchtigungen und Orthostatische Intoleranz, lassen jedoch neurologische und immunologische Symptome außen vor. Die Charité Berlin stellt eine deutschsprachige Version bereit und empfiehlt, zusätzlich die Kanadischen Konsenskriterien zur Absicherung heranzuziehen.
Hier geht’s zum Fragebogen.
Euromene Leitfaden
Das European Network on Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome (Euromene), gefördert von der EU, vereint Spezialisten aus 14 europäischen Ländern, um die ME/CFS-Forschung zu vernetzen. Ziele sind u.a. der Aufbau von Biodatenbanken und die Erforschung von Biomarkern. 2021 veröffentlichte Euromene einen Leitfaden zur Diagnose, Versorgung und Pflege von ME/CFS-Patienten. Dieser beschreibt Diagnosekriterien (CCC, IOM), Komorbiditäten, und bietet umfangreiche Empfehlungen für das Krankheitsmanagement und die Gesundheitsversorgung.
Hier geht’s zum Leitfaden.
Bell-Skala
Bei der Bell-Skala handelt es sich um eine Punkteskala, mit deren Hilfe Betroffene die Schwere der Beeinträchtigungen einschätzen können, die mit ihrer ME/CFS-Erkrankung einhergehen. Sie beschreibt verschiedene ME/CFS-Schweregrade hinsichtlich der Stärke der Symptome und des möglichen Aktivitätsniveaus und reicht von 100 Punkten (gesunder Zustand) in Zehnerschritten bis zu 0 Punkten (völlige Pflegebedürftigkeit).
Hier geht’s zur Bell-Skala