Mein Wort zum Dienstag: Leute, lasst euch nicht verunsichern. Befragt Dr. Google!


Dämlicher Zetteltrend

Ja, ich weiß, das kommt jetzt irgendwie unüberlegt rüber, schließlich kann Google waschechte Hypochonder fabrizieren. Allein das lässt mich ein Auge zudrücken, wenn ich an diesen neckischen Zetteltrend in Arztpraxen denke, wo zu lesen ist: „Patienten, die ihre Diagnose bereits über Google bezogen haben, werden gebeten, die Zweitmeinung nicht bei uns, sondern bei Yahoo einzuholen.“
Während Ärzte, die sich so einen Blödsinn in ihre Wartezimmer tapezieren, meinen, damit besondere Schlagfertigkeit zu beweisen, weiß ich nicht, wohin mit meiner Verwirrtheit. Ich meine: Was ist denn falsch an Dr. Google?

Ich hab auch ein Zettelchen

Liegt es daran, dass Ärzte sich übermäßig auf den Schlips getreten fühlen, sobald ein Laie mit Ideen daherkommt? Dann gibt’s von mir demnächst aber auch ein Zettelchen, sobald ein Arzt ohne die entsprechende Kompetenzen Psychodiagnosen stellt, gelle? Da steht dann vielleicht sowas, wie:

Ärzte sind auch nur Laien

Manchmal sind Ärzte, auch wenn sie es oft vergessen, auch nur Laien. Zwei kleine Anekdoten:
Während meiner Schwangerschaft besuchte ich meinen lieben Internisten, um vor der Sectio die undichten Stellen in meinem Herz begutachten zu lassen. Letztendlich landete ich bei dessen Kollegin, einer Kardiologin, die mir eine gesunde Pumpe attestierte. Am Schluss der Untersuchung fragte sie mich erwartungsvoll: „Wollen wir auch mal nach dem Baby gucken?“, woraufhin ich nur grinsen konnte. Was sie dann sagte, werde ich nie vergessen: „So, wo muss ich denn hin mit dem Schallkopf?“ In diesem Moment waren wir beide gleich schlau.

Jahre zuvor, bevor ich endlich meine Diagnose hatte, besuchte ich einen Kieferchirurgen. Niedergeschlagen schüttete ich ihm mein ganzes Herz mitsamt meiner 10000 Symptome aus, doch wie erwartet gab es nichts, was hätte behandelt werden müssen. Stattdessen erzählte mir dieser Arzt eine unglaubliche Geschichte. Sie handelte von seiner kleinen Tochter, die über Wochen wieder und wieder Fieber bekommen hatte. Die Ärzte sahen keine Not, das Bauchgefühl seiner Frau war jedoch anderer Meinung. Die beiden googelten, fanden den Grund für das Fieber und brachten die Kleine zu einem Experten. Laut diesem war es höchste Eisenbahn; ohne Bauchgefühl und Dr. Google wäre sie heute tot.

Dieser Kieferchirurg gab mir damals Folgendes mit auf den Weg: „Lassen Sie sich bloß nicht abwimmeln!“ Und das nehme ich mir bis heute zu Herzen.