Beim Hin- und Herüberlegen über den heutigen Beitrag bohren sich ziemlich unschmackhafte Erinnerungen an meine Zeit als Schülerin an die Oberfläche – nichts, worüber man normalerweise freimütig sprechen würde. Andererseits stehe ich hier im Dienste meiner Leserschaft. Also was soll’s. Ran an die Innereien.
Ein bisschen Peinlichkeit
Tja, wo fange ich am besten an?
Als ich noch jung war…
Ne, halt! Ich bin zwar nicht mehr völlig faltenfrei, aber ich darf behaupten: Zwischen Bildern von früher und meinem jetzigen Spiegelbild herrscht schon noch eine gewisse Ähnlichkeit. Zum Glück gilt das nicht für meine Frisur. Schwarz gefärbt und Emo-Pony, wisst ihr noch? Das sah verboten aus…
Aber so war das eben damals. Mit einer scheußlichen Tolle ließ man seine Umwelt ungefragt an den seelischen Schmerzen teilhaben, die einen pausenlos heimsuchten und aus dem Urquell aller Dramödien entsprangen: doofe Eltern, doofe Lehrer, doofe Schmetterlinge im Bauch. Und Wut auf sich selbst, versteht sich.
Ist es übertrieben betrüblich, wenn ich verrate, dass ich mir damals vorkam wie ein kaputter Stabmagnet, der, egal, wie er sich drehte, auf alles und jeden abstoßend wirkte? Obendrein ploppten fast täglich neue Baustellen um und in mir auf, die zu reparieren mich immer weiter von der Strömung wegtrieben, der ich eigentlich hätte folgen sollen. Normal, würde ich sagen, wenn Psyche und Körper die Beschaffenheit runtergefahrener Autoreifen annehmen. Aber eben trotzdem Kacke. Im wahrsten Sinne des Wortes…
Ich weiß noch, wie ich einmal schweißgebadet an einer gewaltigen Textinterpretation tüfteln musste, für die ich eigentlich keine Muse übrig hatte, weil in meinem Bauch mal wieder die Apokalypse losbrach. Alle im Klassenraum konnten das unnormal klingende Gluggern, Fiepen und Brummen in mir hören, selbst die Lehrerin am anderen Ende des Raums sah verängstigt aus. Also tat ich, was ich tun musste: Ich erklärte meine Arbeit (und da ich gerade dabei war, auch gleich meine Zukunft) für gescheitert, schmiss den Kuli in die Ecke und rannte armwedelnd zu den Toiletten. Nervöser Darm. Beschissene Note.
Darmwirrwarr
Mein Darm und ich. Ich und mein Darm. Egal, wohin ich ging, er war auch da. Doch wenn man sich mit so einem an Hysterie erkrankten Gewürm nicht gerade im Japan aufhält, wo an jeder Ecke eine sprechende Toilette auf Besuch wartet, wird es problematisch. Dann fragt man sich mehr als einmal, weshalb man im Inneren so durcheinander ist. Jetzt kann ich sagen: Wahrscheinlich wegen instabiler Kopfgelenke.
Wisst ihr noch etwas mit dem Nervus vagus anzufangen? Er ist der zehnte und längste unserer zwölf Hirnnerven und verbindet nahezu alle Organe mit dem Gehirn. Er steuert zum Beispiel die Atmung, die Herzfrequenz und ist obendrein die Hauptstromleitung für die Verdauung. Ist der Vagus irritiert, weil es zum Beispiel ein Problem mit den Kopfgelenken gibt, spinnt auch der Verdauungsapparat. Nun ist die Frage: Geht diese Beziehung wirklich nur in diese eine Richtung?
Wenn Halswirbel beginnen, haltlos umherzubaumeln, meinen manche, dies müsse immer etwas mit einer großen Krafteinwirkung von außen zu tun haben. Ein Sturz, ein Schleudertrauma nach einem Unfall oder ähnliches. Wer schon etwas mehr Ahnung hat, weiß: Auch Bindegewebserkrankungen, wie das Ehlers-Danlos Syndrom (EDS), die Hypermobility Spectrum Disorder (HSD), das Marfan-Syndrom, das Connective tissue deficiency syndrome (CTDS) oder das Loeys-Dietz Syndrom können die Wirbelsäule destabiliieren – und natürlich Katzen. Aber jetzt haltet euch fest! Auch der Darm kann den Kopfgelenken zusetzen.
Leaky Gut – wenn der Darm Löcher hat
Stellt euch mal einen Darm vor. Wie ein langer, scheinbar lieblos verstauter Gartenschlauch baumelt er in unserem Bauch und verdaut, womit wir ihn füttern. Seine Wand ist etwas durchlässig, aber das ist gut. Auf diese Art können Nährstoffe über den Blutkreislauf oder das Lymphsystem aufgenommen und durch den Körper transportiert werden.
Manchmal ist der Darm jedoch ein bisschen zu durchlässig und lässt Stoffe in den Organismus eintreten, die dort eigentlich nichts zu suchen haben. Das ist es, was unter Leaky Gut verstanden wird, eine ernstzunehmende Sache. Stellt euch vor, wie dadurch nicht mehr nur gute Stoffe in euren Körper gelangen, sondern ebenso Bakterien, Gifte oder unverdaute Nahrungsmittel. Der Körper reagiert darauf mit einer Vielzahl an Entzündungen, wodurch Autoimmunerkrankungen entstehen oder verschlimmert werden können. Alles wird in Mitleidenschaft gezogen, auch unser Bindegewebe. Neben Muskel- und Fettgewebe wird dieses als Depot für die in den Körper gelangten Gifte verwendet und somit angegriffen.
Ob man sowas auch von außen sehen kann?
Was unsere Haltung über unseren Darm verrät
Wie alles in unserem Körper ist auch unser Darm kein einsamer Wolf. Er ist eng verbunden mit der tiefliegenden Rumpf- und Rückenmuskulatur, der Lendenwirbelsäule und dem Musculus iliopsoas, unserem stärksten Hüftbeugemuskel. Auch das Zwerchfell ist für unseren Darm ein enger Vertrauter, schließlich sorgt es dafür, dass Bauch- und Brustorgane möglichst voneinander getrennt bleiben.
Wenn es untenrum nun aber nicht so läuft, wie es soll, gerät das Zwerchfell in Schwierigkeiten. Blockierte Pupse und massenhaft Sperrmüll drängen diese Muskelscheibe rigoros aufwärts, was die Atmung beeinträchtigen, zu Lymphstau führen und das Herz einengen kann (Roemheld-Syndrom). Schadensbegrenzend weiten sich die Rippen und der Schultergürtel wird hochgezogen. Dadurch entsteht mehr Platz für die inneren Organe, nur wird dieser mit einer Dauerbelastung der Rücken-, Hals- und Nackenmuskulatur erkauft. Und was das bedeutet, wissen wir Instabilos nur zu gut, stimmt’s? Das vegetative Nervensystem dreht am Rad.
In so einem Fall verrät die Haltung so einiges:
- Ein Hochstand der rechten Schulter kann durch eine Irritation des aufsteigenden Dickdarms bzw. des Übergangs vom Dünndarm zum Dickdarm ausgelöst werden.
- Ein Hochstand der linken Schulter kann wiederum ein Zeichen für eine Irritation des absteigenden Dickdarms sein.
- Eine dauerhaft gekrümmter Körper kann auf eine Schonhaltung im Zuge einer Gastritis hindeuten. Es kommt zu einer verstärkten Beckenkippung und somit zu vielerlei orthopädischer Beschwerden. Zu bedenken sei hierbei die Verbindung der Ring- und Längsmuskulatur des Darms mit dem Rückenmark. Über sensible Nervenbahnen kann eine Gastritis somit Nacken- und Schulterbeschwerden verursachen.
- Wiederkehrende Brustwirbelblockaden können Probleme im Dünndarm anzeigen.
Heißt also: Wird der Darm ins Lot gebracht, können viele orthopädische Probleme verschwinden. Nur, wo fängt man da am besten an?
Naja, mit dem Einfachsten, würde ich sagen.
Entspannung für die Darmbalance
Wer ohne Risiken und Nebenwirkung Gutes für seinen Darm tun möchte, beginnt am besten nicht mit irgendwelchen Tinkturen, Pillen oder Fastenkuren, sondern erstmal mit Entspannung. Weniger ist oft mehr, stimmt’s? So here we go!
- Lege dich auf den Rücken. Die Beine sind etwas mehr als hüftbreit gespreizt, die Füße fallen nach außen und deine Arme ruhen locker neben deinem Körper. Bring deinen Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule und atme erstmal ruhig und tief ein und aus.
- Lege nun deine Hände auf deinen Bauch; atme weiter tief ein und aus und spüre, wie sich deine Bauchdecke hebt und senkt.
- Stelle nun deine Füße auf, sodass deine Beine angewinkelt sind. Schiebe ein Kissen unter deinen Po.
- Streiche nun mit einer Hand im Uhrzeigersinn über deinen Darm, so wie man es bei Babys tun würde. Atme ruhig und tief und spüre in dich hinein.
- Wenn du dich bereit fühlst, lege deine Arme zur Seite und strecke deine Füße zur Decke. Lass deine Beine etwas geöffnet und kreise mit deinem Po sanft über das Kissen.
- Ziehe nun deine Knie Richtung Kopf, als wärst du ein Baby, und genieße diese ungezwungene Haltung ein paar Minuten. Geh danach in deine Ausgangsposition. Vergiss dabei nicht, das Kissen zur Seite zu legen.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Foto: Jim Coote – pixabay.com, WolfBlur – pixabay.com, Edurs34 – pixabay.com, Asad Photo Maldives – pexels.com
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