Alle Jahre wieder kommt unsere große Tochter mit irgendeiner Seuche im Schlepptau nach Hause und verteilt sie an uns. Ausnahmen gibt es nicht – wäre ja noch schöner. Die diesjährige winterliche Krankheitswelle scheint jedoch etwas Besonderes zu sein. Wirklich alle im Umfeld sind krank, zum Teil sogar richtig schwer. Auch Anne war trotz Nestschutz leider nicht gefeit. Wir zwei liegen jetzt im Krankenhaus.
Apokalyptische Zustände
Seit gut einem Monat beschäftigt uns die Grippe. Erst traf es unsere Große, die wie gewöhnlich tagelang im Halbzombie-Modus auf der Couch hing und halbstündlich einen Eimer befüllte. Gleich danach ging es mir an den Kragen: Fieber, abartige Gliederschmerzen und Übelkeit – aber zum Glück nur einen Tag, dann war der Spuk vorbei. Danach kam Papa an die Reihe, der noch tagelang kraftlos im Bett liegen und mich regelmäßig daran erinnern musste, wie schwach er doch sei. (Männer…) Derweil hielt sich unser Sohn wie immer wacker, musste jedoch ebenfalls kapitulieren, als auch im Kindergarten apokalyptische Zustände anbrachen. Und dann traf es Anne, unser Baby.
Hohes Fieber
Von jetzt auf gleich bekam sie Fieber, quälte sich außerdem mit einer verstopften Nase. Da das an einem Sonntag passierte, brachten wir sie direkt in die Notfallaufnahme ihrer Geburtsklinik. Die Kinderärztin untersuchte sie und war erstmal ganz entspannt. Keine Geräusche in der Lunge, keine Ohrenentzündung – also gab’s ein Zäpfchen und wir durften erstmal heim. Am übernächsten Tag war das Fieber weg, auch den Tag danach. Donnerstagabend dann der Schock: Sie glühte, das Fieber lag bei über 39.
Krankenhaus?
Am nächsten Morgen diskutierten mein Mann und ich, was wir tun sollten: Kinderarzt oder Klinik? Für mich gab’s keinen Zweifel, Anne gehörte ins Krankenhaus. Ich meine: Was soll ein so junges Baby mit ungeklärtem Fieber in einem rammelvollen Wartezimmer voller Viren und Bazillen? Noch kränker werden?
Die Dame am Empfang der Notfallaufnahme dachte offenbar ganz anders: „Wieso gehen Sie nicht zum Kinderarzt?„, knurrte sie mich an, drauf und an, Annes Aufnahme zu verweigern. Zum Glück lief in diesem Moment die Kinderärztin von Sonntag an uns vorbei, die eigentlich auf dem Weg in ihren Feierabend war. Sie nahm sich die Zeit und hörte uns an, stellte fest, dass da was nicht stimmte und benachrichtigte ihre Kollegen. Und dann ging’s ganz schnell.
Grinsen
Auf Station stießen wir auf eine lange Warteschlange – lauter abgekämpfte Eltern und ihre Kleinen. Ein junger Arzt kam überraschend gut gelaunt auf uns zu und fragte: „Und Sie?„, woraufhin ich ihm rasch einen Schmierzettel überreichte, den uns seine Kollegin in die Hand gedrückt hatte. „Ah ja! Die Anne nehmen wir definitiv auf„, sagte er und hetzte grinsend weiter zur nächsten Mama in der Schlange. So ein Chaos, sag ich euch. Wenn man da nicht verzweifeln will, muss man es wohl mit Humor nehmen. Jedenfalls: Nach einer Weile Warten ging es dann auch los. Anne wurde untersucht.
Tränen
Es gibt nichts Schlimmeres, als sein Kind leiden zu sehen. Deshalb konnte ich es mir nicht verkneifen und heulte los, als Anne einen Katheter bekam, Blut lassen, einen Ultraschall über sich ergehen lassen musste und geröntgt wurde. Die Arme Maus muss wahnsinnige Angst gehabt haben. Doch das alles war nötig, um herauszukriegen, was los war: Grippe und eine Nierenbeckenentzündung. Gott sei Dank war die Entscheidung, keine unnötige Zeit beim ambulanten Kinderarzt zu verplempern, die richtige gewesen. Somit konnte die Therapie schnell starten und Anne musste nicht noch länger leiden.
Dummerweise war nicht gleich ein passendes Zimmer verfügbar, weshalb wir kurzzeitig im Flur neben den Weihnachtsbaum geparkt wurden. Aber das machte nichts. Anne war in guten Händen.
Happy End
Ich bin wie üblich beeindruckt über diese wundervolle Klinik, in der ich selbst schon so oft Patientin war und wo Anne zur Welt kommen durfte. Die Ärztin, die uns von ihrer aufmerksamen Kollegin übernommen hatte, war ebenfalls eine ganz tolle und engagierte Frau, die sich nicht zu schade war, im aktuellen Chaos Betten und Möbel durch den Flur zu schieben, meine Taschen für mich zu tragen und sich vielmals für die Umstände zu entschuldigen. Auch den Schwestern und dem Rest des Teams gebührt großes Lob für so viel Herzlichkeit! Ihnen allen sei Dank werden wir heute entlassen und können Weihnachten Zuhause verbringen. Danke sagen Anne und Mama.
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