Da kommt ja gar nichts mehr! Was’n da los?!


Muss ich mich quälen?

Es tut mir leid, ihr Lieben, aber derzeit hab ich den Allerwertesten voll Arbeit, sitze seit Tagen an so komischen Dingen wie der Aufbereitung irgendwelcher Datensätze, um damit multivariate Verfahren abzuklappern – übrigens ein sehr großer, wenn nicht gar der Hauptteil der Psychologie. Freud(e) ist dabei immer ganz weit weg. ;).

Ja, ich fühle mich gerade ein bisschen überfrachtet, was daran liegen könnte, dass mein Ist ein wenig dem Sollte hinterherhinkt und sich fragt: „Wie soll ich das alles bloß schaffen?“ Andererseits stellt sich die Frage, ob so ein mysteriöses Soll überhaupt existiert? Ich meine: Hab ich Druck? Muss ich mich quälen? Nö. Aber ich will! Denn ganz ohne Stress geh ich zugrunde.

Apropos Stress: Vor ein paar Tagen nahm ich an einem Online-Seminar zu diesem wundervollen Thema teil. Der Fokus lag auf der multimodalen Stressbewältigung, also der Kobi aus verschiedenen Bewältigungsmechanismen. Speziell heute ging es um die Identifikation des alltäglichen Stressoren als Schwerpunkt der instrumentellen Bewältigung und ich dachte, das teile ich mal mit euch.

Was ist Stress eigentlich?

Die große Frage dabei lautet: Was stresst mich eigentlich und was macht das dann mit mir? Allein die Identifikation persönlicher Stressoren kann schon reichlich Erkenntnisgewinn bedeuten, zum Beispiel in Bezug auf deren subjektive Bewertung. Genau das ist Stress nämlich: subjektiv, also ganz individuell.

Nehmen wir mal ein Beispiel: Dem einen macht es richtig viel aus, dreimal nacheinander vor einer roten Ampel warten zu müssen; der nächste denkt sich: „Och was solls. Das Leben ist hektisch genug.“ Aber wie kommt es zu einem Unterschied? Ist Person 1 vielleicht nicht rechtzeitig aus dem Bett gekommen und macht jetzt alles um ihn herum für sein drohendes Zuspätkommen auf der Arbeit verantwortlich? Nerven ihn rote Ampeln generell, weil er viel lieber freie Bahn hat? Sind rote Ampeln überhaupt ein guter Grund, sich gestresst zu fühlen? Oder ist in Wirklichkeit die Reaktion von Person 2 viel erklärungsbedürftiger?

Streicht das Letzte und überlasst diese Gedankenspinnereien Psychologen. Für das Individuum ist eigentlich nur entscheidend, dass Stress nun mal vorkommt und gewuppt werden kann. Und jeder hat da so seine Methoden – von Kaugummikauen über Atemübungen bis hin zu extremen Dingen, wie exzessives Geldausgeben oder pathologisches Essverhalten. Man sieht: Nicht jede Form des Managements ist gut; mitunter erzeugt Stressmanagement sogar zusätzlichen Stress.

Stresstöter

CCI-Betroffene sollten ganz besonders viele hilfreiche Stresstöter parat haben und sie passend zur Situation auch anwenden! Warum? Na, weil CCI-Betroffene unbeschreiblich stressempflindlich sind, selbst gegenüber Dingen, die anderen nicht einmal auffallen.

Ich zum Beispiel empfinde extremen Stress, sobald ich die renovierten Praxisräume meiner Ärztin betrete. Kennt ihr diese fiesen Strahler, die Licht ausschütten, das einem fast das Gehirn aus dem Schädel schmort? Modern und schick sieht sowas aus, keine Frage, doch jemand wie ich fühlt sich dabei wie auf dem elektrischen Stuhl.
Fieses Licht ist für mich also ein Stressor, aber was mach ich jetzt damit?
Eine Möglichkeit wäre, immer meine Sonnenbrille dabei zu haben (was zwar schon der Fall ist, aber hier geht’s ja ums Verständnis). Fortan könnte ich aber auch im Hausflur vor der Praxis warten, denn dort ist es schön dunkel. Oder ich schließe beim Warten einfach die Augen.

Das Gefühl, meinen Stressoren schutzlos ausgeliefert zu sein, kann durch solche Gedankenspiele verringert werden. Oder anders formuliert: Je besser ich mir meiner Stressoren bewusst bin, umso mehr Kontrolle kann ich über sie gewinnen und damit mein Stressempfinden senken. Mag total banal klingen, ist aber definitiv einen Versuch wert.