Gerade liege ich auf der weltschrecklichsten Couch in unserer Ferienwohnung und resümiere ein wenig über die vergangenen, zum Teil sehr schönen, zum Teil katastrophalen Tage. Ich stelle fest: Mein Körper ist in der Tat immens durchlässig für schlechte Schwingungen.


Sauergrete und Bert

Wer mit Airbnb seinen Urlaub verbringen möchte, geht, selbst wenn er sich stets an guten Bewertungen entlanghangelt, ein gewisses Risiko ein. Einerseits was die Unterkunft betrifft, andererseits aber auch in Bezug auf die Gastgeber. Manchmal betritt man eine super eingerichtete und saubere Wohnung, die keinerlei Wünsche offen lässt, wie es hier bei Bert und Sauergrete der Fall ist. Und manchmal trifft man auf unfreundliche Gastgeber, die einem von Anfang an das Gefühl geben, ein Störfaktor zu sein, wie ebenfalls bei Bert und Sauergrete – wobei ich diesen letzten Aspekt fairerweise auf Sauergrete beschränken möchte, die ihren schicken Namen trägt, weil sie schon bei unserer Ankunft alle Mühe hatte, sich ein freundliches Lächeln abzuringen. Bert hingegen war bis jetzt stets eine Frohnatur, in dessen Gegenwart wir uns sehr wohl und willkommen fühlten. Guter Bert.

Strike

Was Sauergrete betrifft: Jeder hat mal einen schlechten Tag. Ganz besonders wenn man Urlauber hat, die sich schon an Tag 1 einen Strike leisten. Ich will fair und ehrlich sein: Obwohl Bert und Sauergrete aufgrund schlechter Erfahrungen eigentlich keinen Hund in ihrer Wohnung haben wollten, machten sie uns zuliebe eine Ausnahme. An einem Regentag überließen wir Sven dann allerdings für einen Besuch im Museum für eine kurze Weile sich selbst, was in anderen Unterkünften eigentlich immer gut klappte (oder weil es einfach niemanden juckte). Diesmal leider nicht, denn er kratzte in den ersten Minuten winselnd an der Tür, was ohne Frage wirklich daneben war.

Wir entschuldigten uns deshalb selbstverständlich, denn im Haus der Sauerberts sind Ordnung und Sauberkeit gaaaaanz, gaaaanz wichtig. Doch das brachte nicht viel, außer noch mehr sauergret’sche Giftblicke. Aber der Gau kam ja erst. Stellt euch vor: Der Papierkram lag nach drei Tagen noch immer un-aus-ge-füllt auf dem Platz, wo Sauergrete ihn zu Beginn für uns positioniert hatte. In bisherigen Urlauben ließen wir uns damit immer bis zum Schluss Zeit. Warum? Weil’s ganz einfach keine Rolle spielt. Aber um Himmels, Himmels Willen! Jetzt ist Sauergretes Freundlichkeit, so sie denn jemals existierte, in ganzer Gänze ausgestorben. Ich sage euch: Wenn Blicke und knapp gehaltene Konversationen töten könnten…

Wir sind halt Assis

Mein Mann und ich nahmen uns also mal einen ruhigen Moment Zeit, steckten die Köpfte zusammen und stellten ganz schmerzlos fest: Wir sind halt Assis. Dass wir immer fein aufräumen und uns ansonsten so penibel wie nur irgend möglich an die Sauergret’schen Regularien halten, spielt natürlich keine Rolle. Durchgefallen ist durchgefallen – zumindest dem vielen Gift in der Atmosphäre nach zu urteilen. Aber macht ja nichts.
Falsch! Macht eben doch was. So gern ich es hätte, dass mir solche Dinge pupsegal sind, sie sind es einfach nicht. Mein Körper scheint schlechte Schwingungen aufzusaugen wie ein vertrockneter Schwamm das Matschwasser. Denn was passierte natürlich? Klaro, ich bekam einen Schub. Und was für einen!

Dann gibt’s eben geiles Eis

Nein, so schlimm wie vor vier Jahren war es nicht. Aber trotzdem schlimm. Mit dem Ablauf bin ich zwar vertraut, aber ohne Frage braucht man sowas nicht ausgerechnet im Urlaub. Für diejenigen, die unbedingt mal vergleichen wollen: Früh nach dem Aufstehen ist eigentlich alles cool, bis auf ein seltsames Gefühl im Magen. Kein Hunger, aber sowas ähnliches. Dann kommt Übelkeit und verschwindet wieder, gefolgt von Atemnot, als bestünde mein Zwerchfell aus Zement. Bewegung hilft, doch bleibe ich stehen, um zum Beispiel für einen Moment unsere Kinder zu beobachten, – WOOSH! – Blutleere im Hirn, Blutdruckabfall, Herzflattern, Adrenalinkick, Herzrasen, Gefühl von Durchfall im Bauch, Zittern, absolute Apathie und hohes Ohnmachtsrisiko. Und das alles begann – wie sollte es anders sein? – inmitten von Menschen, in einem Dinopark, auf den unsere Kinder sich seit Monaten gefreut haben. Scheiße ist das, sag ich euch. Aber zugleich ein sauguter Grund, hinterher bei McDonald’s Halt für so ein geiles Flurry-Eis zu machen. Ich meine: Wenn das Kind schon mal im Brunnen liegt… Aber natürlich steckt auch noch was anderes dahinter. Der Parasympathikus liebt Eis. 😁

Und? Sieht man mir an, wie ich zerbreche?

Wie geht es nun weiter?

Ohne Zweifel muss ich hier weg. Aber erst nachdem unsere Kinder einen vollständigen Urlaub erleben durften. Ich gebe mir da wirklich größte Mühe, bin aber ausnahmsweise froh, dass mein Mann nicht der Typ für lang ausgedehnte Ausflüge ist, sondern eher nach dem Motto „Ich hab alles gesehen, lass uns gehen“ tickt. Dadurch gibt’s zwischendurch viele Pausen für mich und ich muss nicht ewig an ein und demselben Ort ausharren – guter Ehemann. Nein, mehr noch: Ich bin wirklich extrem dankbar, ihn zu haben, abends lange mit ihm kuscheln und über Bert und Sauergrete lästern zu dürfen. Dabei bin ich absolut nicht der Lästertyp! Aber manchmal, nur manchmal muss es eben einfach raus.

Chapeau

Ganz klar ist eines: Wir haben bisher viel Schönes erlebt und unsere Unterkunft ist wirklich top. Nur eben leider zu top für meinen Geschmack, denn ich brauche das Chaos. Diese auf Biegen und Brechen hochgezüchtete Perfektion setzt mich einfach zu sehr unter Druck, denn es bedeutet permanentes achtgeben müssen und wenig Gelassenheit. In unserem Wohnzimmer steht zum Beispiel eine helle Ledercouch, die man sich nicht mal traut anzugucken, ohne Angst, sie zu beschädigen, nicht zu reden von den auf Hochglanz polierten neuen Schränken und Scheiben und Böden und den ganzen nichtssagenden in Glas gerahmenten Orchideen-Bildern. Ich liebe ja Selbsterschaffenes, Zweckentfremdetes und Zusammengewürfeltes, was wir es schon so oft in Airbnb-Wohnungen bestaunen durften. War zwar nicht immer akkurat, aber dafür umso gemütlicher. Und gerade jetzt sehne ich mir so sehr die olle DDR-Couch aus unserem letzten Bauernhof-Urlaub herbei. An der klebte man wenigstens nicht fest. 😅

So, aber jetzt genug gemeckert. Ich bin ja selbst schuld, wenn ich meinem Mann die Urlaubsplanung überlasse. Aber jetzt sieht er mal, was das für Folgen haben kann. 😁

Aber wie auch immer, Sauergrete ist jedenfalls ein riesiger Energiefresser, dem ich weiß Gott nie wieder begegnen möchte, erst recht nicht ihren kilometerlangen Schmutzmattenkorsos. Sicherlich gibt es Leute, die sowas mögen und schätzen und dankbar annehmen. Aber mich macht das einfach nur kaputt. Chapeau, lieber Bert. Halt die Ohren steif. 😬