Vor nicht einmal zwei Stunden wälzte ich mich noch träge auf der Couch, aß ekelhaft übersüßte Haferflocken und häkelte. Jetzt liege ich im Krankenhaus.


Bis vorhin war noch alles anders. Bis vorhin war ich stolze Mama von drei Kindern. Jetzt sickert das kleine Leben, das über drei Monate meinen Bauch bewohnte, durch dreckige, dicke Abflussrohre. Die vielen Socken und Schühchen und Mützen und Fäustlinge, die ich fast wie im Rausch gehäkelt habe, warten nun im Schrank auf ein Baby, das nie geboren wird – während ich nur rumliegen und im kalten Krankenhauszimmer darauf warten muss, vom letzten Rest meiner Schwangerschaft professionell gesäubert zu werden. In einigen Stunden ist die OP.

Nein, geplant war diese Schwangerschaft nicht. Um ehrlich zu sein, war sie sogar ein ziemlicher Schock für uns. Doch obwohl so viele Gründe dagegen sprachen, freuten wir uns auf unser Kind. Jetzt, nachdem die kritische Zeit eigentlich überstanden war, hätten wir es allen erzählt und uns die üblichen unerwünschten Kommentare und Piesackereien abgeholt. Alles besser als das hier – so eingepfercht zwischen Infusionen und Monitoren, plötzlich nichtschwanger und vollkommen perspektivarm. Ich schwanke zwischen Weinen und ein wenig Erleichterung, angesichts meiner Erkrankung. Aber hauptsächlich weine ich. Unser Kind ist gestorben.

Im Moment ist mir nur eines wichtig: Unsere Süße soll wissen, dass wir sie sehr, sehr lieb haben, ob sie bei uns ist oder im Himmel. Womöglich sucht sich ihre kleine Seele einen anderen Platz, eine andere durchgeknallte Mama, die, im Gegensatz zu mir, irgendwann lernen wird, laut auf den Tisch zu hauen. Jedenfalls hoffe ich, sie wird dort glücklich. Ich hoffe, sie wird geliebt.

Leb wohl, meine Kleine! Es war wunderschön, dich eine Weile getragen zu haben. Bitte grüß deine große Schwester von uns. Wir haben euch beide sehr lieb!

Deine Mama