Oftmals weiß ich nicht so recht, was ich denken soll. Einerseits ist da meine starke Überzeugung, dass ich meine Schwächen (ergo auch meine Erkrankung) jederzeit einfach ablegen könnte – wie überflüssiges Gepäck. Wenn ich etwas erreichen will, gibt es nichts, was mich aufhält. Andererseits: Muss ich mir oder anderen das ständig beweisen?


Ich studiere Psychologie, das wissen viele von euch ja bereits. Aber warum tue ich das? Um irgendwann als Psychologin zu arbeiten, könnte ich jetzt antworten. Und das stimmt auch. Wobei: Für mich ist nicht wirklich ausschlaggebend, explizit als Psychologin angestellt zu sein. Mir reicht es auch vollkommen, in einer anderen Rolle zu glänzen, solange ich mein angehäuftes Wissen dort anwenden und ausbauen darf. Und solange ich dafür wertgeschätzt werde, denn ich wage zu sagen, dass ich das verdiene.

BÄMM!

Es gibt aber noch einen anderen Grund – Achtung, jetzt kommt ein kleiner Auszug aus meiner turbulenten Zeit als Pubertierende! … Obwohl, turbulent ist eigentlich das falsche Wort, denn so war es nicht wirklich. Ich hatte nur das Pech, für sehr viele Menschen nichts weiter als ein Störfaktor zu sein, dessen Dasein sich nicht recht erschließt. Unter anderem aus diesem Grund besuchte ich im Alter von ungefähr 14 Jahren regelmäßig eine Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Ich wusste es schon damals, doch heute bin ich umso überzeugter: Diese Frau hatte ihren Beruf vollständig verfehlt. Stellt euch eine lebendige Porzellanpuppe mit platinblondem Bob vor, der wie eine Uschanka auf ihrem minenlosen Schädel thront.
Eines Tages fragte sie mich, was ich eigentlich werden wolle, worauf ich zwar nicht gerade euphorisch, aber durchaus überzeugt antwortete: „Psychologie finde ich sehr spannend. Das könnte ich mir gut vorstellen.“ Das erste und einzige, was sie daraufhin sagte, war: „Das schaffst du nicht!“ BÄMM! Danke sehr, du blöde Trulla…

Trotz Ärger über ihr eiskaltes Urteil zwang ich mich, sowas wie realistisch zu bleiben. Als Psychologin müsste sie schon wissen, worauf es bei diesem Studium ankommt, dachte ich, und in Anbetracht meiner miserablen Noten hatte sie vermutlich sogar Recht damit, mir dieses Hirngespinst auszureden. Das Kapitel war damit abgeschlossen, mein Selbstwert maximal abhandengekommen.

So nicht!

Wisst ihr, wenn meine Mutter und ich Streit hatten, sagte sie oft: „Mein Schädel ist dicker als deiner.“ Doch eigentlich war das niemals so und so ist es auch heute nicht. Wenn ich als Kind etwas wollte, habe ich meinen Dickschädel ein- und durchgesetzt, bis ich es hatte. Mit der Zeit kam mir diese Entschlossenheit allerdings abhanden, woran auch diese Psychologin ihren Anteil trug. Ich wusste plötzlich nicht mehr, was ich wollte oder, besser formuliert, was ich wollen durfte, weshalb ich auch nichts erreichte. Es brauchte eine ganze Weile, bis ich mein ursprüngliches Ziel wiederfand. Heute weiß ich: Was ich will, das kriege ich. Und eben deshalb studiere ich, was ich studiere. Weil ich es will und weil ich es kann.

Was hat all das mit CCI zu tun?

Nun stellt ihr euch vermutlich die Frage, was das alles mit CCI zu tun hat, stimmts? Vielleicht seid ihr, wie ich, auf eurer langen Suche nach einer Diagnose Ärzten und Therapeuten begegnet, die euch Folgendes gesagt haben: „Da kann man nicht viel machen. Leben Sie damit.“ Und vielleicht hattet auch ihr danach das Gefühl, vollständige Heilung, Stabilisation und Wohlbefinden nicht länger wollen zu dürfen – weil es unrealistisch ist.

Ich für meinen Teil fragte mich dann oft: Wer bestimmt, was realistisch ist? Der Onkel Doktor? Der Durchschnitt? Oder bestimme ich?

Eines ist für mich klar: Nichts, wirklich gar nichts, ist unmöglich. Und ich muss mich auch mit nichts abfinden. Wenn ich Heilung will, dann kriege ich Heilung. Wenn ich mich mit meinem Zustand abfinde, dann muss ich damit rechnen, dass sich nichts ändern wird. Ich weiß nun ganz sicher: Ein Ziel kann erst erreicht werden, wenn ich es erreichen will. Die Frage, ob ich es denn überhaupt kann, stellt sich mir in diesem Zusammenhang längst nicht mehr. Wenn ich will, dann kann ich auch.

Muss ich, was ich kann?

Wenn ich nun ein bisschen weiterspinne, kommt die Frage auf, ob ich alles, was ich kann, zugleich muss? Es wäre doch verschwenderisch, nicht jede Gelegenheit zu ergreifen, meine Umwelt mit meinen Errungenschaften zu überraschen und zugleich den Beweis zu erbringen, dass f*****g alles möglich ist! Andere, die noch in ihren Schneckenhäusern kauern und ihr Schicksal bedauern, müssten nicht länger zweifeln, sondern ließen es vielleicht auf einen Versuch ankommen. Aber ist das wirklich so? Sollte nicht jeder selbst seinen Weg finden?

Ich bin nicht für das Schicksal anderer verantwortlich. Ebenso wenig sollte ich meines an anderen ausrichten. Ich weiß: Was ich will, das schaffe ich. Mir selbst habe ich das schon bewiesen. Wer daran zweifelt, soll eben zweifeln. Wer sich an mir ein Beispiel nehmen möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Wer die Hoffnung noch nicht hingeschmissen hat, wird vielleicht irgendwann ein Beispiel für andere sein. Vielleicht für mich. Ich freu mich drauf!


(Foto: Bret Sayles – pexels.com)