Mein Krankenhauserlebnis ist vorbei und ich habe eine Diagnose. Nur leider die falsche.


Jemand hat zugehört

Andererseits: Was spielt der Name schon für eine Rolle, wenn die Auswirkungen mich schon mehrfach fast dahingerafft hätten? Vielleicht ist es so gewollt.

Großer Dank gebührt jedenfalls der freundlichen Oberärztin, die für mich ihren Dienst unterbrochen hat, bereit war, sich meine Geschichte anzuhören und daraufhin eine stationäre Aufnahme in die Wege leitete. Es mag sarkastisch klingen, doch ich meine das durchaus ernst. Allein, dass mir mal jemand zugehört hat, war für mich eine großes Entgegenkommen.

Ich habe Epilepsie?!

Im Krankenhaus wurden alle Sorten von Tests durchgeführt, die eine neurologische Station anzubieten hat: MRT, Bluttests, normales EEG, NLG, Lumbalpunktion, Stress-EEG (dabei muss man eine Nacht lang wach bleiben und am nächsten Morgen werden die Gehirnwellen gemessen) usw.

Eines Abends lag urplötzlich eine Tablette auf meinem Nachttisch.

„Das ist ein Antiepileptikum“, erklärte mir eine Schwester und ich konnte nur stutzen: „Ich habe Epilepsie?!“

Verlegenheitsdiagnose

In Windeseile trat die Krankenschwester an die Tür, schob ihren Arm Richtung Flur und angelte mir den erstbesten Arzt, damit dieser mir all die lästigen Fragen beantwortet, die wasserfallartig aus mir heraussprudelten.

„Die müssen da was entdeckt haben“, schlussfolgerte er aus meiner Akte, die ihm zuvor ruppig in die Hände gedrückt worden war. „Nun gut“, dachte ich überfahren und zugleich glücklich, weil ich endlich, nach all der Quälerei, Hilfe bekam, „vielleicht ist es wirklich nur Epilepsie. Gibt da ja tausend Formen.“ Ich schluckte also die Tablette.

Wenig später jedoch ließ ich meinen Verstand obsiegen: „Epilepsie?! Das passt doch vorn und hinten nicht!“ – selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass so ein filmreifer Krampfanfall (den ich niemals im Leben hatte) nicht das einzige Symptom dieser Krankheit darstellt. Es passte nicht! Da die Ärzte das jedoch anders sahen, bekam ich prompt ein Jahr lang Fahrverbot aufgebrummt – für den Fall, dass mich was Epilepsieartiges überfällt.

Zwei Wochen später suchte ich mir aus lauter Frust einen anderen Neurologen. Dieser bezeichnete die Lösung seiner Kollegen als „Verlegenheitsdiagnose“ und schenkte mir im Austausch eine Depression, eine Generalisierte Angststörung und noch irgendwas, wofür es abermals lauter Tabletten für mich gab – die allerdings bis heute in der Apotheke auf mich warten.

Tja, was soll ich sagen? Ich habe mal wieder die Wahl zwischen Pest und Cholera.