Als chronisch kranker Mensch ist man eigentlich schon genug gebeutelt. Als chronisch kranker Mensch auf der Suche nach einer Diagnose ist man nicht nur gebeutelt, sondern auch noch eine Lachnummer.
Es war passiert
Wer körperliche Beschwerden hat, besucht einen Arzt, nicht wahr? Denn der hilft einem. Bei unkomplizierten oder zumindest sichtbaren Dingen, wie Schnupfen oder Husten, einem offenen Beinbruch oder Schnittverletzungen, entspricht diese Annahme auch oft der Wahrheit. Anders sieht es aus, sobald uneindeutige Symptome die Bühne betreten.
Ich war ohnmächtig. Kurz, doch es war passiert. Flüssigkeitsmangel kam als Ursache nicht in Frage oder Unterzuckerung – ich weiß, wie sich sowas anfühlt. Die Blutzufuhr zu meinem Gehirn war ins Stocken geraten, würde ich sagen, wenn ich das leere Gefühl, das sich in meinem Kopf ausgebreitet hatte, beschreiben müsste. Ich fuhr also in ein Krankenhaus – bzw. ließ mich fahren. Und dann passierte es wieder.
Lachen
Da ich „unglücklicherweise“ aufrecht im Krankenhaus eintraf, galt ich nicht als Notfall. Schwindelig war mir dennoch zur Genüge, somit sehnte ich Minute für Minute die Einladung in ein Untersuchungszimmer herbei.
Die Ärztin, die dort saß, war noch sehr jung. Ich erklärte ihr meine Vorgeschichte und was mit mir passiert war. Obendrein beschrieb ich ihr die zahllosen anderen Symptome, die ich sehr wahrscheinlich meinen verkanteten Halswirbeln zu verdanken habe, was die Ärztin wiederum dazu veranlasste, laut zu lachen.
„Halswirbel machen sowas nicht“, formulierte sie ihre Expertise stümperhaft und verlagerte ihr Interesse fortan auf die Schwester, die mir Blut abnahm. Die beiden unterhielten sich über unliebsame Kollegen, über Urlaub und würdigten mich fortan keines Blickes. Als ich abgefertigt war, fühlte ich mich wie eine alte Schürze, auf die einer notdürftig Fleckenwasser gekippt hatte. Wie kam ich auf die Idee, in einem Krankenhaus Hilfe zu finden? Dort ist scheinbar nur Platz für sichtbare oder bereits diagnostizierte Kranke. Oder Tote.
(Foto: Karolina Grabowska – Pexels.com)
Klaus Jacobi
Warum nur kommt mir das so bekannt vor?
Die Antwort ist simpel:
Weil es tägliche Praxis ist, nicht nur in Krankenhäusern (Notaufnahme) sondern auch bei vielen (den meisten???) Ärzten.
Ich habe ähnliches mehrfach erlebt.
Sieht man jemandem seine Krankheit nicht an (Arm, Bein oder Kopf ab) dann ist der erst mal ein Simulant, vornehm ausgedrückt ein „Koryphäenkiller“) https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0028-1104882
Der Artikel ist von 1977, an der Sicht vieler Ärzte (der meisten???) hat sich bis heute nichts geändert.
Im besten Fall erhält man, so wie ich auch, die Diagnose „Psychosomatische Störung unklarer Ursache“
Manchmal frage ich mich schon, wozu ich überhaupt noch Zwangsbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung abgenommen bekomme.