Als chronisch kranker Mensch ist man eigentlich schon genug gebeutelt. Als chronisch kranker Mensch auf der Suche nach einer Diagnose ist man nicht nur gebeutelt, sondern auch noch eine Lachnummer.


Es war passiert

Wer körperliche Beschwerden hat, besucht einen Arzt, nicht wahr? Denn der hilft einem. Bei unkomplizierten oder zumindest sichtbaren Dingen, wie Schnupfen oder Husten, einem offenen Beinbruch oder Schnittverletzungen, entspricht diese Annahme auch oft der Wahrheit. Anders sieht es aus, sobald uneindeutige Symptome die Bühne betreten.

Ich war ohnmächtig. Kurz, doch es war passiert. Flüssigkeitsmangel kam als Ursache nicht in Frage oder Unterzuckerung – ich weiß, wie sich sowas anfühlt. Die Blutzufuhr zu meinem Gehirn war ins Stocken geraten, würde ich sagen, wenn ich das leere Gefühl, das sich in meinem Kopf ausgebreitet hatte, beschreiben müsste. Ich fuhr also in ein Krankenhaus – bzw. ließ mich fahren. Und dann passierte es wieder.

Lachen

Da ich „unglücklicherweise“ aufrecht im Krankenhaus eintraf, galt ich nicht als Notfall. Schwindelig war mir dennoch zur Genüge, somit sehnte ich Minute für Minute die Einladung in ein Untersuchungszimmer herbei.

Die Ärztin, die dort saß, war noch sehr jung. Ich erklärte ihr meine Vorgeschichte und was mit mir passiert war. Obendrein beschrieb ich ihr die zahllosen anderen Symptome, die ich sehr wahrscheinlich meinen verkanteten Halswirbeln zu verdanken habe, was die Ärztin wiederum dazu veranlasste, laut zu lachen.

„Halswirbel machen sowas nicht“, formulierte sie ihre Expertise stümperhaft und verlagerte ihr Interesse fortan auf die Schwester, die mir Blut abnahm. Die beiden unterhielten sich über unliebsame Kollegen, über Urlaub und würdigten mich fortan keines Blickes. Als ich abgefertigt war, fühlte ich mich wie eine alte Schürze, auf die einer notdürftig Fleckenwasser gekippt hatte. Wie kam ich auf die Idee, in einem Krankenhaus Hilfe zu finden? Dort ist scheinbar nur Platz für sichtbare oder bereits diagnostizierte Kranke. Oder Tote.


(Foto: Karolina Grabowska – Pexels.com)