Letzte Woche, auf dem Spielplatz, begegnete ich einem Vater, der herzlich lachte, als seine Tochter mit aller Kraft versuchte, unserem vierjährigen Wildfang hinterherzujagen.
„Das ist das erste Mal, dass ich sie so spielen sehe“, verriet er mir. „Eigentlich sitzt sie lieber abseits und beobachtet.“ Seine Augen begannen zu glänzen und ich fragte vorsichtig, ob das früher anders war. „Oh ja!“, antwortete er. „Das war bevor wir sie zu einer Tagesmutter geben mussten. Die hat die Kinder eingesperrt, deshalb sind wir da schnellstens weg. Jetzt suchen wir einen Kindergartenplatz, doch wie es aussieht, muss meine Frau ihren Job kündigen. Eigentlich wäre das sogar das Beste, ich meine, wenn mein Gehalt reichen würde.“
Da haben wir es wieder. Kaum ein Vater ist heute in der Lage, eine ganze Familie durchzubringen. Zumindest nicht gemessen an den hohen Standards, auf die wir bestehen. Wer wäre heute noch fähig, sich unbeeindruckt mit weniger zufriedenzugeben? Doch versteht mich nicht falsch. Ich weiß sehr gut, dass es Eltern gibt, die zwei oder mehr Jobs ausüben, nur um Miete und Essen zahlen zu können. Ich selbst habe so etwas erfahren. Doch ich war ein Kind. Das einzige, was all die Plackerei mir einbrachte, waren, neben etwas mehr Materiellem, unglückliche, abgekämpfte und abwesende Eltern. Lieber hätte ich mein Zimmer, mein Spielzeug und meine Gummibärchen für mehr Zeit mit Mama und Papa eingetauscht. Aber gut, wieder weniger von mir.
Der Vater, mit dem ich sprach, wunderte sich, dass unsere Tochter einen Kindergarten besucht hatte (mittlerweile ist sie Zuhause, da wir ja bald den Wohnort wechseln). Er kannte nur Eltern, die nach unzähligen Versuchen, einen Platz zu ergattern, das Handtuch geworfen und sich nach einer Tagesmutter umgesehen haben. Bevor wir seinerzeit in einem Waldorfkindergarten untergekommen sind, haben auch wir uns nach Tagesmüttern umgesehen. Ich erinnere mich an viele liebevolle Frauen, aber auch an einige, bei denen sich mir noch heute die Nackenhaare aufstellen. Schwarze Schafe gibt es eben überall, ebenso in Kindergärten. In unserem Bekanntenkreis gab es einst eine Erzieherin, die oftmals damit protzte, wie gut sie ihre Gruppe im Griff habe. Sie beschrieb dabei ganz abscheuliche Bestrafungsrituale. Nicht wenige der vielen Tagesmütter hätten den Job dieser Frau um Welten besser ausgefüllt, denke ich.
Was die Situation des Vaters jedenfalls zeigt: So, wie es jetzt ist, funktioniert es nicht. Eltern geraten mehr und mehr in Bedrängnis. Ihnen bleibt nur, das Boot, in dem sie sitzen, auf den Schultern ihrer Kinder zu rudern. Ich hoffe sehr, dass sich das bald ändert. Dass Eltern, besonders aber die Mamas, mehr Unterstützung erhalten, sodass sie ihre Familie ganz entspannt und ohne Gewissensbisse genießen dürfen.
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