Für mich sind die kleinen, wiederkehrenden Momente an den Abenden das Allerschönste. Meine Familie ist zusammen, es wird gelesen, gelacht und Blödsinn veranstaltet.
Jedes unserer Kinder hört von Papa, obwohl er sehr viel zu tun hat, seine derzeitige Lieblingsgeschichte – bei unserer Tochter sind es mittlerweile kleine und große Bücher.
Erstaunlich, was dieses kleine Ritual bewirkt. Es ist wie Gehirnfutter. Hinterher setzt sich unsere Große noch eine oder zwei Stunden an ihren Basteltisch und kreiert die faszinierendsten Dinge. Oder sie schreibt. WERKZEUG stand neulich auf einem ihrer Kunstwerke und drumherum hatte sie U-Scheiben aufgeklebt (einige davon sind leider schon abgefallen):
In solchen Momenten frage ich mich wie so oft: „Wozu eigentlich Schule?“
Versteht mich nicht falsch, Bildung ist selbstverständlich wichtig und ein großes Privileg, zu dem nicht jedes Kind auf der Welt Zugang hat. Doch anstelle vorgekauter Lehrpläne könnte man den Kleinen und Großen doch einfach die Möglichkeit schenken, sich auf eigene Faust so zu entwickeln, wie ihre Stärken es für sie vorsehen. Dazu braucht es im Grunde nichts weiter als Ressourcen.
Bastelwochen bei Lidl, Aldi oder Netto sind darum mein Zeichen, rasch ins Auto zu hüpfen, um bunten Karton, Klebestifte, Transparentpapier und Co einzuheimsen, bis der Einkaufskorb überquillt. Und das lohnt sich wirklich. Jeden Tag wartet unsere kleine Künstlerin mit mindestens einem neuen Kunstwerk auf. Die Sammelmappen drohen bereits zu platzen und Bilderrahmen sind ohnehin nie genug da.
„Das Land braucht doch aber nicht nur Künstler!“, schreien jetzt vermutlich einige. Und sie haben natürlich Recht. Doch kämen sie auch auf den Gedanken, abzustreiten, dass das Land dringend Menschen braucht, die aus einem Haufen Trümmer etwas ganz Neues und Nützliches erschaffen können? Genau das bringen nur kreative Köpfe fertig. Aber kreativ bleiben Köpfe nur dann, wenn sie frei denken dürfen, ohne Begrenzungen oder Druck.
Darüber hinaus bin ich ganz sicher: Jeder Mensch hat mindestens ein Talent, das sich von denen aller anderen unterscheidet. Der eine kann gut zeichnen, der andere gut rechnen. Es gibt welche, die gut und gerne kochen und anderen gefällt es stattdessen, etwas zu erfinden. Würde man es also zulassen, käme mit Sicherheit alles in ein natürliches Gleichgewicht. Ein Gleichgewicht, das keinerlei Kontrolle mehr bedarf.
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