Nun ist es also bald soweit: Der Countdown für die gefürchtete Familienfeier ist am Samstagnachmittag abgelaufen. Dann heißt es: souverän Platz nehmen, nicht ins Licht gucken, ruhig atmen und ganz oft pullern gehen müssen. Eigentlich nichts, was mich wirklich beunruhigt. Viel schlimmer ist, dass ich immer noch nicht weiß, was ich eigentlich anziehen soll.
Geht es euch auch so? Der Schrank ist randvoll mit Kleidung, doch sobald man irgendwo eingeladen ist, finden sich nur abgetragene und altmodische Lumpen. Wenn es nach mir ginge, käme ich in Jogginghose und schwarzem T-Shirt – was übrigens auch mein Plan für meine Hochzeit war und rückblickend hätte ich ihn umsetzen sollen! Doch da sind ja noch diese neckischen Konventionen.
Mein Onkel ist dahingehend mein geheimes Vorbild. Zur Hochzeit meines Vaters erschien er mit einem bedruckten Shirt und einer Jeanshose. Was hätte er auch davon gehabt, sich in einen Anzug zu pressen? Er hätte sich (aufgrund seiner Sehbehinderung) im Spiegel nicht mal selbst bewundern können, geschweige denn die Outfits der anderen Gäste. Und was bleibt, wenn die Optik wegfällt? Eigentlich nur Unbequemlichkeit. Schlauer Mann.
Und was heißt das jetzt für mich? Ziehe ich schicke Pumps an, anstelle meiner Barfußschuhe? Trage ich ein Kleid oder Overall, anstelle meiner weiten Stoffhosen? Wird es eine Bluse anstelle eines meiner ausgewaschenen aber saubequemen Schlabbershirts? Schminke ich mich, anstatt, wie immer, eine Sonnenbrille zu tragen, hinter der man den Mascara sowieso nicht sieht? Trinke ich Sekt, damit ich mit allen anstoßen kann?
Irgendwie dämlich, sich über sowas Gedanken zu machen, was? Könnt ihr mal sehen, wie verzogen ich bin. Familienfeier, ich komme!
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