Als ich klein war, hatte ich einmal einen furchtbaren Albtraum. Ich sehe ihn noch heute deutlich vor mir wie einen Film. Und nicht nur das. Scheinbar lebe ich sogar in ihm.
Sie starb
Ich sah meine Mutter in ihrem großen Garten Unkraut zupfen und Blumen pflanzen, wie sie es immer tat, sobald sie nicht arbeiten musste. Doch irgendetwas stimmte diesmal nicht. Ihre Bewegungen wurden immer langsamer und zielloser und urplötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. Fahle Blässe breitete sich in ihrem Gesicht aus und ihre Augen starrten leblos ins Leere. Ich war mir ganz sicher: Sie starb.
So schnell wie möglich rannte ich zu ihr und drängte sie, obwohl sie gerade im Begriff war umzufallen, mich auf den Arm zu nehmen. Ganz nah bei ihr konnte ich sehen, wo das Problem lag: Ihr Kopf glitt an einer unsichtbaren Bruchstelle vom Hals – als wäre ihre Wirbelsäule innerlich durchsägt worden. Sofort drückte ich meine Hände wie eine stützende Krause um die instabile Stelle – meine Mutter kam zu sich. Ließ ich hingegen los, verschwand ihre Kraft erneut und ich selbst drohte abzustürzen.
Mit mir in ihren Armen, die mich hielten, und mit meinen Händen, dicht um ihren Hals gelegt, endete dieser abgefahrene Traum – und ist heute meine Realität. Nur bin ich diejenige, die ihren Kopf nicht halten kann.
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