Ein Arztbesuch mit einer seltenen chronischen Erkrankung ist wie ein Spaziergang durch eine Sackgasse: Es führt zu nichts. Zumindest meistens.


Aber flacher Witz beiseite, es ist nun mal ein Trauerspiel. Als Mensch (ja, als was auch sonst) betrat ich zahllose Male ein Krankenhaus oder eine Arztpraxis, weil ich Angst hatte und Hilfe brauchte – und wurde behandelt wie ein benzinloses Auto. Ob mit Bluthochdruck, der mir fast den Kopf zerschoss, ob mit kraftlosen Beinen, Ohnmachtsattacken, Schwindel oder Gesichtsfeldausfällen, das Prozedere war immer dasselbe: Arm freimachen, Kochsalzlösung rein und ab nach Hause. Pardon, ich vergaß die obligatorische Diagnose aus dem psychopathologischen Spektrum…

Zu wem soll ein chronisch Kranker also gehen? Zum nächstbesten Experten, um sich eine weitere Schippe Demütigung abzuholen? Nein. Chronisch Kranke sind viel schlauer. Sie gehen ins Internet!

Ob Ärzte es gut finden oder nicht, Google weiß eine ganze Menge. Sprüche, wie „Patienten, die eine Diagnose bereits über Google bezogen haben, werden gebeten, die Zweitmeinung nicht bei uns, sondern bei Yahoo einzuholen“, ändern daran nichts. Google hat (vorübergehend) auch mich diagnostiziert und das um einiges treffgenauer als ein Großteil der bockigen Ärzteschaft.

Da Google jedoch keine Rezepte ausstellt und Ärzte sich oft weigern, verschreibe ich mir notwendige Präparate und therapeutische Interventionen einfach selbst. Vitamine bekomme ich aus allen möglichen Bezugsquellen und für etwas mehr Bewegung und isometrische Kraftübungen benötige ich im Grunde nur Youtube (obgleich ich selbstverständlich äußerste Vorsicht walten lasse und hin und wieder lieber Rücksprache mit einem meiner Chiropraktoren halte).

Hin und wieder erbettle ich bei Ärzten unüblich hohe Vitamin B12-Injektionen, da ich weiß, dass diese direkten und hochdosierten Booster besser für mich sind als die Schluckpräparate. Doch es ist jedes Mal ein Kampf. Wenn die Mundwinkel meines approbierten Gegenübers allmählich sinken und sich Stirnfalten aufschichten, weiß ich, dass die Versorgung abgebrochen wird und ich mir jemand anderes suchen muss. Wie eine Opiatsüchtige…

All das ist Gewöhnungssache, wie vieles andere im Leben auch. Und ich weiß, ich habe im Vergleich zu manch anderem noch großes Glück. Denn ich habe einen Mann, der genug verdient, damit ich diesen ganzen Aufwand überhaupt betreiben kann. Wer mit dieser Erkrankung niemanden hat, nicht arbeiten kann und womöglich auch noch alleinerziehend ist, ist im Grunde nur noch abschussreif.


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