Nach dem Abitur hatte ich null Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Ich entschied mich, weil ich glaubte, es würde mich interessieren, ein Jura-Studium zu beginnen. Dabei wäre ich viel lieber Ärztin geworden.
Ich danke vielmals
Heute bin ich froh, dass ich auf Biegen und Brechen weder in einen medizinischen Studiengang gelangen konnte noch ein volles Jahr Jura studiert habe. Jura, ein Gebiet, in dem es scheinbar primär darum geht, jedem seine fachliche und im Optimalfall auch seine finanzielle Überlegenheit unter die Nase zu reiben, war wahrlich eine dämliche Idee. Ebenso Medizin. Denn wenn dieses Studium aus mir das gemacht hätte, was ich vor wenigen Tagen in einer radiologischen Praxis erlebt habe (und nicht nur dort), dann danke ich vielmals, dass mir dieser Weg verwehrt blieb.
Auf der Suche nach einer Alternative zum Upright-MRT
Es war so: Vor zwei Wochen rief ich in einer Radiologie an, um herauszubekommen, ob diese funktionale Aufnahmen der Wirbelsäule erstellt. Ich beschrieb das Verfahren, das ich benötigte, sehr genau, da ich wusste, dass sowas wahrscheinlich nicht zu den Standarduntersuchungen zählt. Die Dame am Telefon wurde unsicher und zog eine Kollegin hinzu. „Ja“, sagten beide dann, „sowas machen wir.“ Prima, dachte ich, und war glücklich, eine Alternative zum teuren Upright-MRT und einer Autofahrt von mehreren Stunden gefunden zu haben.
Machen wir hier nicht
Vor ein paar Tagen waren wir dann allesamt dort – Sohnemann, mein Mann und ich. Da unser Sohn noch klein ist, ich ihn stille und er kaum zwei Sekunden ohne Mama auskommen kann, war es nicht anders möglich. Mein Mann wiederum war dabei, um während der Aufnahmen auf ihn aufzupassen.
Ich präsentiere meinen Überweisungsschein und ratet, was dann passierte?
„Machen wir hier nicht, das sind ja Spezialuntersuchungen“, klatschte mir die Dame am Empfang teilnahmslos ins Gesicht.
„Was soll das denn heißen?“, hakte ich nach. „Zwei ihrer Kolleginnen haben mir bestätigt, dass Sie sowas sehr wohl durchführen.“
Krallen
Die Sache war abgehakt, da konnte ich diskutieren wie ich wollte. Doch so schnell ließ ich mich nicht abspeisen. Ich war es meinem Mann, der seit Wochen mit ansehen muss, wie ich mehr und mehr an Kraft verliere, einfach schuldig, die Krallen auszufahren.
„Wir sind eine Stunde gefahren, mein Sohn musste mitkommen und mein Mann musste sich einen halben Tag Urlaub nehmen und jetzt schicken Sie uns weg?! Ich habe Ihren Kolleginnen haarklein beschrieben, was bei mir getan werden mus,s also stehen Sie auf und holen Sie mir einen Arzt!“
Und das tat sie – oder zumindest hatte sie es vor, währenddessen mein Überweisungsschein von den umstehenden Schwestern wie ein radioaktives Mysterium beäugt wurde.
Vielleicht ist es Ihnen egal
Wie zu erwarten war, hielt kein Arzt es für nötig, mit mir ins Gespräch zu kommen. Die Empfangsdame kehrte allein zurück und sagte bloß: „Tja, ich kann mir vorstellen, wer Ihnen das gesagt hat“ – was mich jedoch nicht die Bohne interessierte.
„Schuld sind eben immer die anderen“, erwiderte ich möglichst giftig. „Uns bringt das allerdings gar nichts. Vielleicht ist es Ihnen egal, doch ich kämpfe seit Jahren darum, endlich eine Diagnose zu bekommen, um vielleicht endlich gesund zu werden! Sie haben unsere Zeit und Kraft verschwendet und ich bin mehr als enttäuscht darüber, dass keinem von Ihnen einfällt, sich bei uns zu entschuldigen!“
Damit war ich fertig und wir sind gegangen. Ich werde diese Praxis nie wieder betreten, selbst dann nicht, wenn sie mir die nächstgelegene Möglichkeit für eine Untersuchung bietet. Ich bin wirklich stinksauer!
(Foto: Alexandra Krivitskyi – pexels.com)
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