Vor ein paar Wochen, in einem Museum, ließ mich der Parkettboden denken, ich sei auf hoher See. Von außen betrachtet sah ich aus wie jeder andere sämtliche Glasvitrinen inspizierende Besucher. Innerlich stürzte ich in die Tiefe.


Ist der Schwindel ein Schwindel?

Schwindel ist wirklich etwas Heimtückisches, nicht? Uneingeladen, beinahe wie eine Spinne, dringt er in Köpfe ein und lässt uns rätseln, woher er aus heiterem Himmel hergekommen sein mag. Und dann kommt die Angst. Ich hatte Angst…

Torkelnd schob ich meinen Körper vorwärts und vermied dabei jedwede Akkomodation meiner Augen (oder anders formuliert: Ich stellte meinen Fokus auf eine beliebige Entfernung ein und hielt an dieser Einstellung so gut wie möglich fest). Die nächstbeste Sitzgelegenheit würde mir gehören, lautete mein felsenfester Plan, wobei ich dachte: „Nicht, dass es helfen würde…“

Auf einer steinernen Stufe hängengeblieben vernahm ich die Worte meiner hartnäckigen Zuversicht: „Geht vorbei. Ging immer vorbei. Wird auch diesmal vorbeigehen.“ Naja, alles andere war ohnehin keine Option.

Für die meisten Menschen stellt solch eine Situation kein Problem dar. Jeder fühlt sich mal unbehaglich, daran ist nichts Besonderes. Für Menschen mit chronischen Beschwerden ist so ein unangenehmes Erlebnis jedoch wie ein weiterer unerbittlicher Rückschlag auf einer langen einsamen Tortur, die doch eigentlich längst beendet sein sollte. Bedenkt, mein Schwindel dauerte einst Jahre! Ist es da nicht verständlich, dass jede weitere Begegnung mit ihm mich kurzzeitig ängstlich werden lässt?

Skeptiker behaupten, Schwindel sei eigentlich ein Symptom, das niemals etwas mit dem Bewegungsapparat zu tun haben kann. „Welcher Muskel sollte das sein?“, frotzelte einmal ein Neurologe und ergänzte lachend: „Diesen Unsinn kann man den Orthopäden wahrscheinlich nicht mehr austreiben.“ Tür zu, Sprechstunde beendet. Wie es eben oft ist…

Ich als Experte meiner selbst sage: HWS-Schwindel existiert (und dafür könnte ich eine Palette Gründe auflisten, doch das haben andere bereits getan und mir geht es hier um etwas anderes). Ich sage jedoch auch: Es gibt niemanden, der ihn für mich abstellen könnte.

Als ich noch regelmäßig, das heißt mindestens einmal im Monat, einen Chiropractor besuchte, war ich davon überzeugt, nie mehr ohne einen auszukommen. Und um ehrlich zu sein: Am liebsten hätte ich eine Flatrate abgeschlossen. Doch nach dem Umzug war diese Option für mich begraben. Über zwei Stunden Autofahrt, nur um eine halbe Stunde justiert zu werden? … Eigentlich absolut lohnenswert – nur eben nicht mit einem mamavernarrten Säugling. Ich beschloss: Mein Körper muss sich selbst helfen. Er kann das. Er wird.

Sicher, es gibt sie noch, die Momente, in denen ich mich fühle wie früher. Nur ist es dann nicht ganz so dramatisch, nicht ganz so intensiv. Meine Überzeugung ist fortan mein Therapeut.

Doch um Himmels Willen nichts gegen Chiropractoren! Dieser Berufsgruppe verdanke ich ein gewaltiges Stück meiner Gesundheit! Ohne sie wäre ich wahrscheinlich nie darauf gekommen, selbst Verantwortung für mein Wohlergehen zu übernehmen. Die Chiropraktik war für mich sozusagen eine Brücke zu einer Art Autonomie, die ich nicht missen möchte. Für andere Menschen nehmen andere Helfer diese wichtige Rolle ein, darunter vielleicht Akupunkteure, Masseure, Physiotherapeuten, die allerneusten und besten Nackenkissen, Akupressurmatten oder Blackrolls. Egal, wer oder was es ist, wichtig ist nur die Überzeugung, dass er oder es helfen wird. Und das Gefühl, dass alles wieder gut wird.