Habt ihr die Vermutung, an CCI (kraniozervikale Instabilität) erkrankt zu sein, und wisst nicht, wohin ihr gehen und welche Art Diagnostik ihr durchlaufen müsst, um eine fundierte Einschätzung zu bekommen? Hier gibt’s Antworten.
Der erste Weg: Knotenpunkt Hausarzt
Es mag überflüssig erscheinen, doch es wäre falsch, das Folgende einfach zu ignorieren: Wenn ihr den Verdacht habt, an CCI erkrankt zu sein, geht bitte zunächst zu eurem Hausarzt und teilt ihm eure Sorgen mit. Ich bin mir bewusst, dass Hausärzte nicht immer, aber immer öfter keine tiefgehende Kenntnis über dieses Krankheitsbild besitzen. Dennoch gibt es nach wie vor Ärzte, die offen für neue Erkenntnisse und medizinische Herausforderungen sind. Überspringt diesen Schritt daher bitte nicht und bedenkt obendrein: Hausärzte verfügen oft über einen umfassenden differentialdiagnostischen Überblick. Im Folgenden zeige ich euch, warum das so wichtig ist.
Facharztmarathon
Zugegeben, die ewige Facharzt-Odyssee ist ermüdend und ärgerlich – insbesondere wenn sie keine tieferen Erkenntnisse liefert. Aber das weiß man eben immer erst im Nachhinein.
Wenn euer Hausarzt euch also mit einem Stapel Facharztüberweisungen aus seinen Praxisräumen gescheucht hat, um euren Beschwerden auf den Grund zu gehen, heißt es: Augen zu und durch.
Mit CCI-Symptomen wären zum Beispiel folgende Stationen denkbar:
Neurologe
Neurologen verfügen über eine Vielzahl klinischer Untersuchungsmöglichkeiten, mit denen sie die Funktion der Hirnnerven, Reflexe, Sensibilität, Gleichgewicht und Koordination testen können – alles Aspekte, die bei CCI erheblich beeinträchtigt sein können. Doch es kommen ebensogut andere Erkrankungen in Frage, zum Beispiel Anomalien der Halsgefäße, darunter:
- Vertebrale Arterienkompression
- Carotis-Syndrom (Carotis-Dissektion)
- Jugularvenen-Kompression
- Aneurysmen der Halsgefäße
Bei Verdacht auf CCI, aber auch wenn CCI schon schwarz auf weiß auf dem Papier steht, sollten die Halsgefäße meiner laienhaften Ansicht nach immer im Auge behalten werden!
Natürlich schadet auch ein Blick ins Gehirn nicht, um dort ebenfalls nach vielfältigen Symptomursachen zu forschen zu lassen, darunter vor allem:
- Multiple Sklerose
- Hirntumore
Orthopäde
Wenn ein Orthopäde von eurem Symptomdurcheinander hört, kommt dieser eventuell auf die Idee, mal zu gucken, ob ihr das Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS) habt. Das ist eine Gruppe von Störungen, die durch die Kompression von Nerven oder Blutgefäßen im Bereich des oberen Brustkorbs (Thoracic Outlet) entstehen. Der Thoracic Outlet ist die enge Passage zwischen dem Hals und dem oberen Brustkorb, durch die verschiedene Nerven und Blutgefäße vom Hals in die Arme verlaufen. TOS kann durchaus CCI-Symptome auslösen!
Neurochirurg
Einem Neurochirurgen könnte eurem Leidensweg entsprechend unter anderem folgende Gedanken kommen:
- Eagle Syndrom
- Tethered Cord
- Syringomyelie = Eine Flüssigkeitsansammlung im Rückenmark, die zu einem Hohlraum oder einer Zyste führt
- Spinale Stenose = Verengung des Spinalkanals, die Druck auf das Rückenmark und die Nervenwurzeln ausübt.
- Cerebrospinalflüssigkeitsleck (Liquorfistel) = Austritt von cerebrospinaler Flüssigkeit (CSF) durch einen Riss in den Hirnhäuten.
- Basilaris-Impressionssyndrom = Eine Anomalie, bei der der zweite Halswirbel (Axis) in die Schädelbasis verlagert ist und Druck auf das Hirnstammgebiet ausübt.
HNO
Und was denkt sich ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt, wenn er vom CCI’schen Symptomregenbogen hört? Allerhand, sag ich euch:
- Morbus Menière
- Vestibuläre Neuritis
- Labyrinthitis
- Akustikusneurinom
- Perilymphfistel
- Otosklerose
- Vestibuläre Migräne
Der Punkt
Ich könnte ewig so weitermachen, noch mehr Fachärzte auflisten und deren erste Assoziationen mit der Symptomwucht einer eventuellen CCI. Doch es geht mir hier nicht um Vollständigkeit. Es geht eher darum, euch zu zeigen, dass gewisse Erkrankungen bei gewissen Beschwerden immer mitbedacht und ausgeschlossen werden sollten. Das heißt: Wenn euer Hausarzt sorgsam ist und es ganz genau wissen möchte, wird er euch von A nach Z scheuchen, bis euch die Wartezimmertapeten im Traum begegnen. Der Punkt dabei ist: Kommt nach allerlei diagnostischer Akrobatik wirklich nur noch CCI in Betracht, ist einem zwischendurch zumindest nichts Wesentliches durch die Lappen gegangen.
Und dieses Bewusstsein ist wichtig, um weiterzugehen. Und genau das machen wir jetzt mal. Also mal angenommen, ihr habt tatsächlich CCI und euch fehlt lediglich die Diagnose und ein passender Fahrplan: Dann bietet es sich an, mal einen Blick auf verschiedene Bildgebungsverfahren zu schmeißen, um anschließend zu klären, was damit anzufangen ist – und ob überhaupt irgendjemand was damit anfangen kann.
Bildgebende CCI-Diagnostik
MRT
Falls noch nicht geschehen, ist ein MRT immer eine gute Sache, um Symptomwirrwarr aller Art auf den Grund zu gehen. Ein 3-Tesla-MRT wird zum Zwecke einer CCI-Diagnostik gegenüber einem 1,5-Tesla-MRT bevorzugt, aus folgenden Gründen:
- Höhere Bildauflösung: Ein 3-Tesla-MRI bietet eine höhere räumliche Auflösung und detailliertere Bilder als ein 1,5-Tesla-MRI. Dies ist besonders wichtig für die genaue Darstellung kleiner anatomischer Strukturen im Halswirbelbereich.
- Bessere Signalqualität: Die höhere Magnetfeldstärke von 3 Tesla liefert ein stärkeres Signal, was zu klareren und kontrastreicheren Bildern führt. Dadurch können subtile Veränderungen und Pathologien besser erkannt werden.
- Verbesserte Kontrastfähigkeit: Ein 3-Tesla-MRI kann bessere Kontrastbilder liefern, was die Differenzierung zwischen verschiedenen Gewebetypen erleichtert. Dies ist hilfreich, um Weichteilstrukturen wie Bänder und Nerven genauer darzustellen.
- Kürzere Scanzeiten: Aufgrund des stärkeren Magnetfelds können Untersuchungen mit einem 3-Tesla-MRI schneller durchgeführt werden, was die Bildqualität weiter verbessert, da Bewegungsartefakte reduziert werden.
- Erweiterte diagnostische Möglichkeiten: Ein 3-Tesla-MRI ermöglicht fortschrittlichere Bildgebungstechniken wie Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) und funktionelle MRI (fMRI), die zusätzliche diagnostische Informationen liefern können.
Blöd: In der Regel wird so ein MRT in supiner Position (auf dem Rücken liegend) durchgeführt, was natürlich keinerlei Aufschluss über funktionelle Unstimmigkeiten im Bereich der Kopfgelenke geben kann, da im Liegen so gut wie keinerlei Funktion abgerufen wird. Aber immerhin lässt sich die strukturelle Umgebung gut darstellen – und auch das liefert wertvolle Hinweise!
Gut zu wissen: Die hohe Auflösung und Signalqualität des 3-Tesla-MRT ermöglichen eine detaillierte Darstellung des Rückenmarks und der umgebenden Strukturen. Dadurch können Anomalien wie ein Tethered Cord, bei dem das Rückenmark durch eine abnormale Fixierung beeinträchtigt ist, zuverlässig erkannt oder ausgeschlossen werden. Dies ist besonders wichtig, da ähnliche Symptome wie bei einer CCI auftreten können!
Upright-MRT
Mittlerweile gilt ein Upright-MRT unter Wackelhälsen und denen, die dahingehend einen leisen Verdacht hegen, längst nicht mehr als Geheimtipp. Anders als ein MRT im Liegen liefert ein Upright-MRT eine Darstellung der Wirbelsäule unter realistischen Bedingungen, nämlich unter Einwirkung der Schwerkraft kombiniert mit verschiedenen Kopfhaltungen. Mehr dazu und Standorte gibt’s hier.
Bezogen auf die Bildqualität gibt es zwischen einem herkömmlichen MRT und einem Upright-MRT gewisse Unterschiede:
- Magnetfeldstärke: Upright-MRTs haben typischerweise eine niedrigere Magnetfeldstärke (meist 0,5 bis 1,2 Tesla) im Vergleich zu hochauflösenden 3-Tesla-MRTs. Dies kann zu einer geringeren Bildauflösung und Signalqualität führen.
- Bildauflösung: Aufgrund der niedrigeren Magnetfeldstärke kann die Bildauflösung eines Upright-MRTs geringer sein. Dies bedeutet, dass feine Details möglicherweise weniger klar dargestellt werden.
- Signal-Rausch-Verhältnis: Das Signal-Rausch-Verhältnis ist bei Upright-MRTs in der Regel niedriger als bei 3-Tesla-MRTs. Dies kann zu weniger kontrastreichen Bildern führen, was die Erkennung subtiler Pathologien erschweren kann.
- Artefakte durch Bewegung: Die Möglichkeit, Patienten in einer aufrechten Position zu scannen, kann zu Bewegungsartefakten führen, insbesondere wenn der Patient nicht vollständig stillhalten kann.
Zusammengefasst bietet ein Upright-MRT nützliche diagnostische Informationen, insbesondere bei der Beurteilung von Problemen, die durch Belastung oder Schwerkraft beeinflusst werden. Allerdings ist die allgemeine Bildqualität in Bezug auf Auflösung und Detailgenauigkeit im Vergleich zu einem 3-Tesla-MRT, das in supiner Position durchgeführt wird, in der Regel geringer – weshalb das Upright-MRT unter vielen Ärzten mit Skepsis wahrgenommen wird.
Gut zu wissen: Ein Upright-MRT wird von den Krankenkassen nicht übernommen, es sei denn, es liegt ein ärztliches Begründungsschreiben vor, das die Notwendigkeit dieser diagnostischen Maßnahme unterstreicht (aber selbst dann ist es ein Glücksspiel, ehrlich gesagt). Hier gibt’s ein einigermaßen erfolgsversprechendes Musterschreiben, das ihr auf eure individuellen Bedürfnisse anpassen könnt. Euer Arzt (egal ob Haus- oder Facharzt) muss im Prinzip nur noch unterschreiben.
Röntgenaufnahme nach Sandberg
Die Darstellung der gesamten Halswirbelsäule erfolgt transoral (also bei geöffnetem Mund) und in zwei Positionen. Das Ziel besteht darin, den individuellen Haltestereotyp unter standardisierten Bedingungen abzubilden. Werden Bilder aus der Liegeposition mit denen der Sitzposition verglichen, wird unter anderem das Ausmaß einer Hypermobilität (Überbeweglichkeit) und Funktionsstörung der Wirbelkörper erkennbar, ebenso wie Auffälligkeiten der Funktion im Bereich der Kopfgelenke.
Schaut mal in den hilfreichen Adressen, wer sowas anbietet.
DVT
Die digitale Volumentomographie (DVT) ist ein fortschrittliches bildgebendes Verfahren, das insbesondere in der Zahnmedizin und Kieferchirurgie weit verbreitet ist, jedoch auch zunehmend zur Diagnose von Erkrankungen und Fehlstellungen der Kopfgelenke eingesetzt wird. Diese spezielle Form der Computertomographie ermöglicht es, hochauflösende 3D-Bilder des Kopfes und der Halsregion zu erstellen, was eine detaillierte Betrachtung der knöchernen Strukturen und der damit verbundenen Gelenke ermöglicht.
Kleiner Hint: Für eine aufschlussreiche Eagle-Syndrom-Diagnostik könnt ihr euch an diese Praxis wenden.
Umfassende Diagnostik in Barcelona bei Dr. Gilete
Dr. Gilete, Neurochirurg, in Barcelona nutzt eine umfassende Diagnostik zur Erkennung von CCI. Bei ihm bekommt man alles aus einer Hand, wie man so schön sagt. Hier sind die Hauptmethoden und Überlegungen, die dabei eine Rolle spielen:
1. Klinische Untersuchung:
- Anamnese: Detaillierte Erfassung der Krankengeschichte und Symptome.
- Physische Untersuchung: Überprüfung von Beweglichkeit, Kraft, Reflexen und sensorischen Funktionen.
2. Bildgebung:
Upright MRI (uMRI)
- Aufrechte Position: Ermöglicht die Beurteilung der Kopfgelenke in ihrer natürlichen Belastungssituation.
- Flexion und Extension: Dynamische Aufnahmen zur Beurteilung der Beweglichkeit und Stabilität der Kopfgelenke.
- Rotation des Halses: Untersuchung der Kopfgelenke bei Halsdrehung.
Cone-Beam CT (CBCT)
- 3D-Darstellung: Detaillierte dreidimensionale Bilder der knöchernen Strukturen der Halswirbelsäule.
- Aufrechte Position: Wie beim uMRI, um die natürliche Belastung und Bewegung zu bewerten.
3. Wichtige radiologische Maße
- CXA (Clivo-Axial Angle)
- Grabb-Oakes Messung
- BDI (Basion-Dens Interval)
- BAI (Basion-Axial Interval)
- ADI (Atlanto-Dental Interval)
Mehr dazu hier.
Dr. Gilete kann man für eine Beratung auch online konsultieren. Wie alles, was er anbietet, kostet das allerdings.
Manuelle Tests
CCI bestätigt: Erstmal ab zum Humangenetiker!
Wer von euch bereits eine oder mehrere der aufgeführten Bildgebungsverfahrungen durchlaufen hat und eine entsprechende radiologische Einschätzung in den Händen hält, die CCI bestätigt, überlegt sich nun vielleicht, was er damit anfangen und wem er es zeigen soll. Antwort: Erstmal Ruhe bewahren und ab zum Humangenetiker! Lasst euch dort auf genetische Bindegewebserkankungen wie das Ehlers-Danlos-Syndrom oder das Marfan-Syndrom als mögliche Ursache eurer CCI testen.
Warum das wichtig ist?
Aneurysmen: Menschen mit genetischen Bindegewebserkrankungen haben ein höheres Risiko, Aneurysmen (abnormale Ausbuchtungen der Blutgefäße) zu entwickeln, die zu lebensbedrohlichen Blutungen führen können.
Dissektionen: Diese Patienten sind anfälliger für Gefäßdissektionen, bei denen die inneren Schichten der Gefäßwand einreißen, was zu schweren Komplikationen führen kann.
Gut zu wissen: Alle möglichen medizinisch-therapeutischen Interventionen sollten auf die zahlreichen Besonderheiten und Bedürfnisse aufgrund genetischer Bindegewbserkrankungen ausgerichtet werden. Hier könnt ihr euch zum Beispiel mal ein paar Empfehlungen zum Thema Anästhesie durchlesen.
Und nu?
Wie schlimm ist es denn?
Ihr habt CCI, ob nun mit oder ohne genetische Bindegewebserkrankung. Damit geht’s nun in die Tiefe, denn es gilt herauszufinden, wie eurer Zustand denn eigentlich ist – gut, schlecht, aussichtslos? Geht bitte nicht in Facebook-Gruppen, um das herauszufinden, sondern fragt die Profis. Drei von ihnen, die euch definitiv ernstnehmen und gut beraten werden:
Zur Erinnerung hier außerdem nochmal die CCI-Ursuppe zum Thema Nitrostress und ONOO–Zyklus, damit ihr versteht, warum sich eure Gedanken jetzt unbedingt um den Schutz eurer Zellen und insbesondere um eure Mitochondrien drehen sollten.
Wer euch dabei helfen kann? Heilpraktiker zum Beispiel sind super Ansprechpartner, wenn es um die Frage geht, wie ihr die biochemischen Folgen einer CCI sichtbar machen und abmildern könnt. Wenn ihr erstmal eine Beratung haben möchtet, die euch dahingehend ein Endlich-weiß-ich-ungefähr-was-ich-machen-muss-Gefühl bieten soll, schaut zum Beispiel mal hier oder hier.
Ratsam ist es, dass ihr vor einer solchen Beratung möglichst viele Informationen über euren Zustand zusammengetragen habt. Schaut mal hier, hier und hier.
Osteopathie, Physiotherapie, Dorntherapie und Co
Hier gibt’s eine Übersicht zum Thema therapeutische Begleitung. Ich selbst bin großer Fan von Dorntherapie, doch für manch einen mit CCI kann diese Behandlung zu einer rapiden Verschlechterung führen. Ihr müsst immer bedenken: Die Kopfgelenke mit allem, was dranhängt, ist nicht nur eine äußerst sensible Region, sondern zu allem Überfluss auch noch höchst individuell konstruiert. Mit über zwanzig Muskeln, die an der Koordination dieser Gelenke beteiligt sind, gibt es unendlich viele Kombinationsmöglichkeiten für die Ausprägung von Beschwerdebildern. Und das ist bei Weitem nicht alles! Faktoren, die ebenfalls eine Rolle spielen, sind zum Beispiel:
- Entzündliche Prozesse
- Traumatische Ereignisse
- Genetische Prädisposition
- Biomechanische Faktoren
- Neurale Strukturen
- Anatomische Individualität im Allgemeinen
Schaut zum Beispiel mal in diesem Beitrag, um zu verstehen, dass man beim Verstehen verschiedener HWS-Störungen wirklich wahnsinnig werden kann.
Alles Liebe!
Ach so: An alle alten Hasen: Hab ich was vergessen? Mit Sicherheit hab ich was vergessen, damit dieser Beitrag nicht ausufert, sondern lediglich eine grobe Übersicht bietet. Aber lasst es mich trotzdem wissen. 😉
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