ASMR, oder Autonomous Sensory Meridian Response, hat in den letzten Jahren eine große Fangemeinde hervorgebracht. Millionen von Menschen weltweit schwören auf die entspannende Wirkung von Kaugeräuschen, Fingernägeln, die leise auf Gegenständen trommeln oder scharfen Klingen, die Seife zerschneiden. Aber warum?
Was ist ASMR?
ASMR ist alles, was wir hören oder sehen können und was dabei ein wohliges Kribbeln in uns auslöst. Menschen, die ASMR erleben, beschreiben ein prickelndes oder kribbelndes Gefühl, das normalerweise am Kopf, dem Nacken oder der Wirbelsäule auftritt. Diese Empfindung breitet sich manchmal über den gesamten Körper aus.
ASMR wird oft durch spezifische Stimuli ausgelöst, wie:
- Flüstern: Leises Sprechen oder Flüstern kann ASMR auslösen.
- Tapping: Das Klopfen oder Tippen auf Gegenstände kann ASMR-Reaktionen hervorrufen.
- Crinkling: Das Geräusch von Knistern oder Rascheln, zum Beispiel das Zusammenknüllen von Papier, kann ASMR induzieren.
- Personal Attention: Videos, in denen persönliche Aufmerksamkeit simuliert wird, können ASMR auslösen. Dies kann beinhalten, dass jemand in die Kamera spricht, als würde er direkt mit dem Zuschauer sprechen.
Für viele ist ASMR eine Art digitale Entspannungstherapie, die in Form von Videos auf Plattformen wie YouTube zu finden ist. Hier ein fragwürdiges Beispiel – welches interessanterweise tatsächlich sowas wie Entspannung in mir auslöst, und damit zugleich die Frage, ob ASMR (vielleicht in anderer Form) eine positive Wirkung auf Wackelhälse haben könnte.
ASMR und das autonome Nervensystem
Entspannung ist ein äußerst wichtiger Bestandteil bei der Bewältigung von Symptomen, die instabile Kopfgelenke verursachen – Stichwort „hoher Sympathikustonus“. Denn ein aus dem Gleichgewicht geratenes autonomes Nervensystem (ANS) sollte nicht dauerhaft vernachlässigt werden. Die potenziellen Folgeschäden können gravierend sein.
Zum Glück gibt es hier und da Hinweise, dass ASMR für solche Fälle ein nützliches Hilfsmittel sein könnte (Poerio et al., 2018, Lohaus et al. 2023, Fredborg et al., 2018). Feine Sache, oder? Was sagt die Forschung?
Sprung in die Forschung
Poerio und Kollegen fühlten sich durch die Tatsache motiviert, dass trotz der großen Anzahl von über 13 Millionen ASMR-induzierenden Videos im Internet „ASMR in wissenschaftlicher Forschung praktisch unbeachtet geblieben ist.“ Ihr Ziel war es, herauszufinden, ob das Anschauen von ASMR-Videos zuverlässig Gefühle der Entspannung und physiologische Veränderungen wie eine verringerte Herzfrequenz hervorruft.
In zwei Studien, einem Online-Experiment und einer Laborstudie, untersuchte Poerio zusammen mit Kollegen über 1.000 Teilnehmer. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen, die häufig ASMR erleben, höhere Grade an Aufregung und Ruhe sowie niedrigere Grade an Stress und Traurigkeit berichteten.
In einer anschließenden Laborstudie mit 110 Freiwilligen, darunter sowohl ASMR-Erfahrene als auch Nicht-Erfahrene, stellte sich heraus, dass ASMR-Erfahrene eine deutlich langsamere Herzfrequenz hatten, wenn sie ASMR-Videos ansahen, im Vergleich zu denen, die diese Empfindungen noch nie erlebt hatten. Diese Ergebnisse legen nahe, dass ASMR nicht nur als entspannend, sondern auch als physiologisch wirksam betrachtet werden kann.
Mir tat es gut
Na, das klingt doch dufte! Kein Wunder, dass ich während der schlimmen Phasen meiner Erkrankung oft das Bedürfnis hatte, solche Videos zu schauen. Meine Favoriten waren tatsächlich mampfende Asiaten, Leute, die Schleim mit Glasperlchen verkneten und Seife, die mit Rasiermessern massakriert wird. Mir tat es gut, so what? 🙂
Fredborg, B. K. et al. (2018). Mindfulness and autonomous sensory meridian response (ASMR). PeerJ, 6, e5414. https://doi.org/10.7717/peerj.5414
Lohaus, T. et al. (2023). Autonomous sensory meridian response (ASMR): A PRISMA-guided systematic review. Psychology of Consciousness: Theory, Research, and Practice. Advance online publication. https://doi.org/10.1037/cns0000368
Poerio, G. L. et al. (2018). More than a feeling: Autonomous sensory meridian response (ASMR) is characterized by reliable changes in affect and physiology. PloS one, 13(6), e0196645. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0196645
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