Wieder einmal darf ich mich über die großartige Inspirationskraft meiner lieben Leserschaft freuen. Gestern erhielt ich nämlich eine Mail mit der Frage, ob etwas dran ist an der positiven Wirkung von Rotlicht auf unsere Mitochondrien. Und ja, tatsächlich! Mitochondrien lieben Rotlicht! Fragt sich nur, ob und was genau wir Instabilos davon haben?


Licht und Licht

Licht ist nicht gleich Licht. Für unsere Augen sichtbar ist es innerhalb eines Wellenlängen-Spektrums von 380nm bis 780nm (Nanometer). Die niedrigsten dieser Werte ergeben violettes Licht (380nm – 420nm), die höchsten rotes Licht (650nm -780nm). Infrarotlicht siedelt sich im Spektrum neben dem Rotlicht an, mit einer Wellenlänge von 780nm bis 1000nm. Innerhalb dessen wird zwischen Infrarot A, B und C unterschieden, wobei für medizinisch-therapeutische Zwecke vor allem Infrarot-A-Wellenlängen von 780nm bis 1400nm bedeutsam sind (Nahinfrarotlicht).

Mitochondrien lieben Rotlicht

Schon gewusst? Rotlicht motiviert Mitochondrien, mehr Leistung zu erbringen als sie es normalerweise tun würden. Dies wird durch eine Verbesserung der Elektronen-Transportkette erreicht, die übrigens durch das Enzym Cytochrom-c-Oxidase (CCO; wichtig für die mitochondriale Energieerzeugung) vermittelt wird. Nun haben wir, also besonders wir Instabilos, folgendes Problem: Der ganze Stress, den unser Organismus erleiden muss, bewirkt, dass eine ungewollte Verbindung zwischen Stickstoffmonoxid (NO) und CCO entsteht. Diese Verbindung blockiert das CCO und somit die Energieerzeugung in den Mitochondrien. Konsequenz: oxidativer Stress, schlimmstenfalls Zelltod. Treffen nun Photonen des roten und nahinfraroten Lichts auf diese Verbindung, wird sie gesprengt! CCO kann wieder arbeiten und ATP erzeugen (Hamblin, 2017).

Mitochondrien verdienen wirklich mehr Beachtung. (Foto: katyandgeorge – pixabay.com)

Der Zauber des Rotlichts

Seit mehr als 30 Jahren tummeln sich Wissenschaftler zum Zwecke der Forschung im Rotlichtmilieu. Hier einige Entdeckungen, die daraus hervorgingen:

  • Die wohltuende Wirkung, die eine Rotlichtbehandlung bei Verspannungen erzielt, ist für Viele vermutlich kein Geheimnis. Erwähnen möchte ich es trotzdem, denn es stellt mitunter eine super Alternative zu Schmerzmitteln dar, von denen wir Instabilos zum Schutz unserer Mitochondrien ja lieber die Finger lassen sollten. 
  • Eines der häufigsten Anwendungsgebiete der Rotlichtlampe ist die Haut. In einer Studie von Wunsch und Matuschka (2014) wurden 136 Personen Rot- und Nah-Infrarotlicht ausgesetzt, um den Einfluss dieser Exposition auf das Hautgefühl, die Hautbeschaffenheit, die Kollagenproduktion und die Faltenbildung zu untersuchen. Nach 30 Sitzungen über 6 Monate hatten die Probanden der Behandlungsgruppe ein signifikant verbessertes Hautbild, einen verbesserten Hautton und eine verbesserte Textur. Falten konnten obendrein reduziert werden, die Kollagendichte hatte sich erhöht. Letzteres, also der positive Effekt auf die Kollagen-Synthese, dürfte vor allem für uns Instabilos spannend sein.
  • Seit sich herumgesprochen hat, dass Infrarotlicht Muskeln schneller regenerieren lässt, wird es auch im Sport gern genutzt. Sogar das Muskelwachstum soll dadurch angeregt werden (Baroni et al., 2015).
  • Rotlicht verbessert ebenfalls die Schlafqualität durch die Erhöhung des Hormons Melatonin (Hanifin et al., 2006) – auch nicht unwesentlich für uns Wackelhälse.
  • Rotlicht wirkt entzündungshemmend (Hamblin, 2017). Gelenkschmerzen, die aus entzündlichen Vorgängen resultieren, sowie morgendliche Steifigkeit können durch Rotlicht ebenfalls reduziert werden.
  • Wer schlechte Augen hat, könnte ebenfalls von Rotlicht profitieren (Shinhmar et al., 2021). Einmal pro Woche für drei Minuten, vorzugsweise morgens, ein Bad in Rotlicht und die Sehkraft wird verbessert.

Die gute alte Rotlichtlampe

Die gebräuchliche Rotlichtlampe enthält eine große Glühlampe, durch deren Filter Infrarotstrahlung gelangen kann. Solche Lampen gibt’s in Elektrogeschäften, aber auch online. Für den Wunsch nach oberflächlicher Wärmewirkung ist vermutlich jedes x-beliebige Modell geeignet. Besteht hingegen das Ziel, auch die Mitochondrien anzusprechen, könnte eine simple Billig-Rotlichtlampe prompt aus der engeren Auswahl fallen. Entscheidend ist hierbei aber letztendlich nicht der Preis, sondern die Wellenlänge.

Dass Rotlichtmileu gut für die Gesundheit sein kann… (Foto: Achilles Kastanas – pexels.com)

Die richtige Wellenlänge

Damit unsere Zellen vom Rotlicht überhaupt erreicht werden können, braucht es die passende Wellenlänge. Für infrarotes Licht liegt diese laut Karu (2010) und der Mehrheit der dazu existierenden Literatur bei 650nm – bis 900nm.
Mit diesem Modell* ließen sich eure Mitochondrien vermutlich motivieren.

Risiken und Nebenwirkungen

Risiken bei der Anwendung einer Rotlichtlampe ergeben sich vor allem durch eine zu körpernahe Anwendung. Dadurch können Verbrennungen entstehen und sogar Schäden an den Augen hervorgerufen werden. Ergo: Immer eine Schutzbrille tragen! Vorsicht bei der Rotlichttherapie gilt besonders für Menschen, die an Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes oder akuten Entzündungsschüben leiden.

Viel Spaß beim Ausprobieren!


Baroni, B. M. et al. (2015). Effect of low-level laser therapy on muscle adaptation to knee extensor eccentric training. European journal of applied physiology115(3), 639–647. https://doi.org/10.1007/s00421-014-3055-y

Hamblin M. R. (2017). Mechanisms and applications of the anti-inflammatory effects of photobiomodulation. AIMS biophysics4(3), 337–361. https://doi.org/10.3934/biophy.2017.3.337

Hanifin, J. P., Stewart, K. T., Smith, P., Tanner, R., Rollag, M., & Brainard, G. C. (2006). High-intensity red light suppresses melatonin. Chronobiology international23(1-2), 251–268. https://doi.org/10.1080/07420520500521988

Karu T. I. (2010). Multiple roles of cytochrome c oxidase in mammalian cells under action of red and IR-A radiation. IUBMB life62(8), 607–610. https://doi.org/10.1002/iub.359

Shinhmar, H. et al. (2021). Weeklong improved colour contrasts sensitivity adter single 670 nm exposures associated with enhanced mitochondrial function. Sci Rep 11, 22872.

Wunsch, A., & Matuschka, K. (2014). A controlled trial to determine the efficacy of red and near-infrared light treatment in patient satisfaction, reduction of fine lines, wrinkles, skin roughness, and intradermal collagen density increase. Photomedicine and laser surgery32(2), 93–100. https://doi.org/10.1089/pho.2013.3616


Foto: SkieTheAce – pixabay.com


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